Guten Tag, Kai & Gentlemen!
Heute ist vielfach - speziell in der Konfektion - die Verwendung gestreiften Ärmelfutters ein reines Gimmick. Es soll "traditionelle sartoriale Werte" vermitteln. Ist aber in der zumeist angewandten Form reine Augenauswischerei.
Vor allem schon deshalb, weil für diese konfektionellen Ärmelfütterungen ein Material verwendet wird, daß prinzipiell die gleiche (meist zu "fetzige") Taft- oder Ponginettequalität hat wie das weniger strapazierte Leibfutter.
Richtigerweise sollte das Ärmelfutter von strapazfähigerer Konsistenz sein, da die Ärmel aus vielen Gründen einer höheren Belastung ausgesetzt sind.
Dazu kommt noch, daß das Ärmelfutter besonders glatt und "rutschfreudig" sein soll (eig. sein muß ) , um so das An-, Ausziehen und die Vor-und Rückwärtsbewegungen der Arme im Ärmel zu erleichtern ohne daß sich der Sakkoärmel "schoppt".
Deshalb wird in der Haute Tailleure entsprechendes Material, meist in Atlas-Webe mit Satinöberfläche oder Vergleichbares verwendet.
Wie es zu dem weißen bis hell gestreiften Dessin kam, vermag ich nicht genau zu sagen, wohl aber daß es immer ein Bestreben war, den Ärmel innen hell zu halten, quasi als Verlängerung des bevorzugt ebenfalls hellen Hemdsärmels um nicht beim Sitzen am Tisch etc. den Eindruck zu erwecken, man sehe in ein "finsteres Ofenrohr".
Dazu kommt, daß viele Liebhaber von Maßbekleidung zu einem kontrastfarbigen, beispielsweise rotem Innenfutter tendieren, das aber eigentlich selten zu sehen ist und nur ab und an , zB. beim Zücken des Füllhalters o.ä. von den exklusiven Kleidungsvorlieben des Trägers Zeugnis ablegt. Das ständige Hervorleuchten eines roten Ärmelfutters hingegen zeugt eher von Angeberei als von gutem Geschmack und schränkt darüber hinaus die farblichen Kombinationsmöglichkeiten des Anzugs mit Hemd/Krawatte & Co. dramatisch ein.
MfG.,
CAMLOT