Trinkgeld

Ich muß ganz ehrlich sagen, daß ich eher überschaubar Trinkgeld gebe und die 10%-Marke, die sich in den letzten Jahren anlehnend an den USA durchgesetzt hat nicht verstehe.
Die 10 bis 20% werden in den USA erwartet, weil das Personal wenig bis (teilweise) nichts verdient und tatsächlich vom Trinkgeld leben muss. Das ist bei uns nicht der Fall.
 
In der FAS vom 12.5. war ein kritischer Artikel zum Thema unter dem Titel "Der Trinkgeld-Wahnsinn" (auch auf der Website der FAZ, allerdings hinter der Paywall). Mittlerweile nutzen wohl auch hierzulande manche Gastronomen die Ausbreitung des prozentualen Trinkgelds, um am offiziellen Lohn zu knausern, teilweise sogar auf gesetzwidrige Weise.

Ich habe ja noch (im letzten Jahrhundert :D ) die Faustregel gelernt, daß man auf einen angemessenen glatten Betrag aufrundet. Große Trinkgelder wurden da nur bei Anlässen wie großen Familienfeiern gegeben.
 
Ich muß ganz ehrlich sagen, daß ich eher überschaubar Trinkgeld gebe und die 10%-Marke, die sich in den letzten Jahren anlehnend an den USA durchgesetzt hat nicht verstehe.
Die 10 bis 20% werden in den USA erwartet, weil das Personal wenig bis (teilweise) nichts verdient und tatsächlich vom Trinkgeld leben muss. Das ist bei uns nicht der Fall.
Ein wahres Wort. Ich kann mich dem sozialen Trinkgelddruck nicht entziehen und gebe typischerweise auch hier in Deutschland im 10%-Bereich, aber fühle mich in Ländern ohne Trinkgeldtradition (z.B. Japan, China) diesbezüglich sehr viel wohler. Trinkgeld ist grundsätzlich ein Almosen und drückt die Abhängigkeit und den sozialen Abstand eines Herr-Diener-Verhältnisses aus. Eine Dienstleistung sollte aber auf Augenhöhe beiderseits freundlich gegeben und empfangen werden und dazu gehört für mich eine angemessene Entlohnung, die Teil des Dienstleistungspreises ist.
 
Mindestens 10 bis 20 % kenne ich auch nur aus den USA. Ich dachte immer in Deutschland sind 5 bis 10 % üblich.
 
Trinkgeld in Deutschland ist eine freiwillige Anerkennung für guten bis hervorragenden Service und sollte / darf kein Ersatz für eine gerechte Entlohnung sein. Wenn ich mit dem Service nicht zufrieden bin, dann gebe ich kein Trinkgeld. Ist der Service sehr gut, orientiere ich mich an den 10% und natürlich gilt das auch bei höheren Rechnungen.

Man merkt den Kommentaren hier die unterschiedlichen Lebenssituationen an. Ich hätte mir früher auch nicht vorstellen können, einmal mehrere hundert Euro für ein Abendessen zu zweit auszugeben. Und natürlich erwarte ich dann ein weitaus höheres Serviceniveau als beim Italiener um die Ecke, damit das höhere Trinkgeld angemessen ist.

Wir schätzen beispelsweise die Schwarzwaldstube sehr. Hier passen Qualität von Essen und Service hervorragend. Es ist immer wieder ein Erlebnis. Genauso schätzen wir aber auch den Service beim lokalen Italiener, der jedoch sich jedoch auf einem anderen Niveau bewegt.

Noch ein Wort zu den Wein- und Champagnerpreisen. Diese liegen in Deutschland generell sehr hoch im Vergleich zu beispielsweise Italien oder Spanien. Das sind wir dann teilweise auch nicht mehr bereit mitzumachen und verzichten dann durchaus auch bei einem sehr guten Essen hin und wieder auf die Weinbegleitung.
 
Noch ein Wort zu den Wein- und Champagnerpreisen. Diese liegen in Deutschland generell sehr hoch im Vergleich zu beispielsweise Italien oder Spanien. Das sind wir dann teilweise auch nicht mehr bereit mitzumachen und verzichten dann durchaus auch bei einem sehr guten Essen hin und wieder auf die Weinbegleitung.
Auch ein wahres Wort, aber die hohen Restaurantweinpreise in Deutschland liegen an hiesigen Finanzamtsvorgaben. Wenn man als Gastronom bei den Getränken weniger als 260% auf den Materialeinsatz aufschlägt, ist das höchst verdächtig und erklärungsbedürftig. :rolleyes: Die unerquickliche Diskussion scheuen die meisten.

Das Problem ist, dass Deutschland nicht nur bei Kleidung, sondern bei allen alltagskulturellen Dingen eine lange Tradition als Entwicklungsland hat. Zum Schnitzel (doppeldaumendick vom Schwein natürlich) trinkt der Deutsche doch eh' Bier. Und lieblicher Müller-Thurgau aus dem 5L-Tetrapak hält doch auch ohne weiteres ein paar Euro Aufschlag pro Glas aus. Für mehr als Wirkungstrinken zum Wirkungsessen reicht halt die amtliche Vorstellungskraft nicht.
 
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