Sich traditionell "deutsch" kleiden

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Guten Tag zusammen,

mit meinem Titel will ich keineswegs provozieren, wenngleich ich Unbill wie politische Unterstellungen (die ich allerdings nicht kommentieren werde) kommen sehe. Dabei geht es mir um etwas ganz anderes: Was macht man(n), wenn der eigenen Individualität weder der englische Bankiersstil noch die italienische Leichtigkeit, sondern das klassisch Deutsche entspricht? Bei Uhren ist es einfach - man greift zu einem deutschen Modell aus Glashütte. Bei der Kleidung als solcher allerdings wird es schon deutlich schwieriger.

Mit Vergnügen habe ich die Diskussion zum Thema Janker gelesen - ist dieser außerhalb Bayerns tragbar oder aber nicht? Ich habe ihn auf Wagnerfestivals wahrgenommen, und die Herren waren gut darin angezogen. Für mich stelle ich diese Option noch etwas zurück.

Ich bin etwa 45, und was ich suche sind Hinweise auf Beispiele guten deutschen Kleidungsstils. Darunter verstehe ich: etwas konservativer, aber nicht sackig; ehrliche und solide Material- und Verarbeitungsqualität; keine Wucherpreise; lange Haltbarkeit.

Gibt es aus dem Forum hierzu Vorschläge?

Mit freundlichem Gruß

Ein Wagnerfreund
 
Zu dem Thema habe ich vor langer Zeit mal eine Zeitungsbeilage der Welt am Sonntag mit dem damaligen Chefdesigner von Boss Selection gelesen. Er beschrieb den deutschen Kleidungsstil (wohl nicht den vorherrschenden Zustand, sondern den, den er avisiert) als " intelligent, konservativ und sexy". Damals hat mich der Artikel und auch sein dargestellter Kleidungsstil sehr inspiriert. Vielleicht findet man das noch irgendwo.
 
Ich bin etwa 45, und was ich suche sind Hinweise auf Beispiele guten deutschen Kleidungsstils. Darunter verstehe ich: etwas konservativer, aber nicht sackig; ehrliche und solide Material- und Verarbeitungsqualität; keine Wucherpreise; lange Haltbarkeit.

Gibt es aus dem Forum hierzu Vorschläge?

In Bayreuth ist der Smoking angemessen. Janker sollte man nur als Bayer tragen.

Den typisch deutschen Stil vertritt imo als Maßschneider Volkmar Arnulf, als Konfektionär Regent. Jeweils nicht billig aber Preiswert.
 
Interessante Frage und ich bin gespannt, ob hier eine verwertbare Antwort entstehen wird. Ich glaube, nein. Um Dir bei Deiner Frage weiterzuhelfen, versuche ich mal folgende Herleitung:

Eigenschaften der Herrenkleidung wurden in der Vergangenheit durch viele Faktoren beeinflusst. Darunter:

- Berufsspezifische und pragmatische Anforderungen, z.B. Shooting Jackets in England
- Militär, z.B. der Trenchcoat, bzw. lokal verbreitete Landtrachten
- Wetter, z.B. Brogue-Löcher in englischen Landschuhen, Wachsjacken
- Handel mit bestimmten Regionen, dadurch die Verfügbarkeit von Stoffen, z.B. Seidenstoffe in Italien und England / Indien
- Industrialisierung, dadurch die Rationalisierung vieler Arbeitsgänge in der Herstellung

Deutschland war lange ein Flickenteppich, weite Teile des Landes lebten von der Produktion / der Landwirtschaft (und nicht vom Handel), das Militär hatte einen hohen Stellenwert, all das wurde außerdem durch zwei misslungene Weltkriege und eine Neuordnung der Gebiete unter verschieden Regierungsformen und die Wanderung von Flüchtlingen quer durch das Land durcheinander gebracht. Das Wirtschaftswachstum brachte reichlich Fernweh inklusive einer Vergötterung jeglicher Importware (die Welt bewundert die Qualität von Made in Germany, die Deutschen hingegen bewundern die Leichtigkeit fast aller anderen Länder).

Meine These: Dadurch konnte kein Bekleidungsstil entstehen, der über die zufällige Zusammenstellung einiger Stücke hinaus geht, die man sich woanders abgeguckt (und dann für den Weltmarkt rationell hergestellt) hat. Auch wenn es bis 1945 regional übliche Kleidungsstile gegeben haben wird, haben sich diese mit den Ereignissen nach 1945 und dem Wirtschaftswunder aufgelöst. Was bleibt, ist ein wenig Tracht hier und dort für Folkloreveranstaltungen und sehr, sehr viel solide, qualitativ "makellose", aber wenig eigenen Stil entwickelnde Industrieware.

Einen deutschen Bekleidungsstil, der auf Augenhöhe mit dem anderer Länder steht und auch von Fremden als ein solcher bezeichnet oder verstanden wird, wirst Du deshalb nicht finden.

Andere Meinungen?
 
Hatten wir ein solches Thema nicht schonmal - zumindest in sehr ähnlicher Form?

Ich meine das wäre seinerzeit eskaliert[emoji33]
 
In Bayreuth ist der Smoking angemessen. ,,.

Kommt darauf an, Spielbeginn ist meistens um 16 Uhr, gelegentlich um 18 Uhr. Bei einer Dauer von 3 Stunden enden die meisten Veranstaltungen bei Tageslicht. Bei der Premiere ist der Smoking teilweise zu sehen, ansonsten ist lediglich Anzug die dominierende Regel.
 
Kommt darauf an, Spielbeginn ist meistens um 16 Uhr, gelegentlich um 18 Uhr. Bei einer Dauer von 3 Stunden enden die meisten Veranstaltungen bei Tageslicht. Bei der Premiere ist der Smoking teilweise zu sehen, ansonsten ist lediglich Anzug die dominierende Regel.

Mit drei Stunden kommst Du in Bayreuth nicht hin. Den Ausdruck "dominierende Regel" finde ich schwiereig, ansonsten wäre auch eine Tatzenjacke angemessen, sieht man immer häufiger.
 
Wir reden da von Wagner. Das wäre Rheingold oder Holländer, vielleicht noch, wenn Du ohne Pausen rechnest, Tannhäuser, aber nicht Tristan oder Parsifal. :p

Stimmt, bei Wagner braucht es etwas mehr Sitzfleisch.

Aber zu den 18 Uhr Vorstellungen läuft meist "Kurzes" wie der beflügelte Holländer - ich kann mich dabei irren, selbst mit Pausen kommt der nicht auf über 3 Stunden Spieldauer. Alles was länger ist, beginnt um 16 Uhr. Tristan liegt wohl bei 4 3/4 Stunden ohne Pause. Schluss, wenn dieser samt Begleitung auf dem Plan steht, ist ca. 21:30.
 
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