Wieder ein Thread zum deutschen Bildungssystem, mit Potential zum Endlosthema
Und direkt 10 Baustellen in den ersten Antworten aufgerissen.
(Kurz zu mir: Schreibe momentan meine Masterarbeit und war Testkaninchen beim ersten Zentralabitur in NRW)
1. Schulabschluss
Ja, es wird immer einfacher und Schulabschlüsse verlieren ihren wert. Insbesondere Hauptschulabschluss und Mittlere Reife sind kaum noch das Papier wert auf dem sie stehen. Das kommt zum einen durch das sinkende Niveau an den Schulen (schlechte, unmotivierte Lehrer, Schüler die weder Deutsch noch die Muttersprache der (Groß-)Eltern richtig sprechen können, Systemfehler), als auch durch die Veränderungen am deutschen Arbeitsmarkt. Es werden in Deutschland nur noch wenige einfache Arbeitskräfte benötigt. Der Berg- und Tagebau wird langsam aber sicher eingestellt, Fertigungsbetriebe werden in Niedriglohnländer ausgelagert oder mit Robotern bestückt usw. Was an Arbeitsplätzen in den nächsten 20 Jahren noch in Deutschland bleibt kann kaum noch von einfachen Arbeitskräften erbracht werden. Natürlich müssen auch dann noch Regale eingeräumt und Kassen besetzt werden, aber dafür fallen genug durchs Raster, als dass dafür aktiv ausgebildet werden muss.
2. Universitätsreform
Ich beneide alle die es noch in einen Diplom-Studiengang gekommen sind. Dass war noch richtiges Studieren.
Bei mir im Bachelor hieß es vor allem schnell und viel auswendig lernen. Da wurden dann innerhalb von ein paar Tagen 300-400 PPT-Folien "gelernt", in der Klausur aufs Papier "gekotzt" und danach wieder vergessen weil die nächste Klausur schon bevorsteht und das Kurzzeitgedächtnis mit neuen Informationen gefüllt werden muss. Maximum waren 6 Klausuren in 11 Tagen(Freitag bis Montag). Das ganze hieß bei uns nur Bulimie-Lernen.
Im Master wurde es dann besser. Zum einen hatte man mehr Wahlmöglichkeiten bzgl. der Kurse, zum anderen gab es viel weniger Klausuren sondern Ausarbeitungen und Vorträge die man halten musste.
Insgesamt kann ich allerdings ein positives Fazit für mein Studium fassen. Jetzt wo ich anfange das Wissen praktisch in Geschäftsideen einzusetzen, fällt auf wie viel hängen geblieben ist oder zumindest in kürzester Zeit gefunden und gelernt werden kann. Das ist mMn. auch das Endscheidende bei einem übergreifenden Studiengang wie meinem. Wir sind nicht als "Fachidioten" sondern als Allrounder ausgebildet worden.
3. Lehr- oder Leeramt
Lehrer mögen in Deutschland zum Großteil unbeliebt und wenig respektiert sein, aber dass nicht ohne Grund.
An meiner Uni studieren die meisten Studenten auf Lehramt. Ein Freund von mir, der aus der Region kommt hat mir gesagt, dass von den Leuten aus seinem Jahrgang welche studieren fast alle Jungen und alle Mädchen bei uns an der Uni Lehramt studieren. Bei mir in Köln an der Schule gingen 2 von gut 100 Abiturienten Lehramt studieren. Daraufhin habe ich mich umgehört warum die Leute Lehramt studieren. Tenor war: "Ich wollte nicht direkt arbeiten gehen, also wollte ich studieren. Ich wollte aber auch nicht von zuhause ausziehen oder weit weg, weil das unpraktisch/unbequem ist. Deshalb blieb nur hier die Uni und weil ich nichts mit Informatik machen will blieb nur noch Lehramt."
Diese Erklärungskette habe ich mehrfach so direkt oder nett umschrieben gehört.
Gern wurde auch genannt: "Als Lehrer hat man viele Ferien und früh Feierabend."
Das heißt diese Leute wollen nicht Lehrer werden, sondern werden es weil sie zu faul oder feige sind von zuhause weg zu gehen und zufällig nichts besseres an der Uni angeboten wird. An der Uni werden Lehrer herangezüchtet die nach wenigen Jahren keine Lust mehr auf ihre Arbeit haben, kein sonderliches Interesse an den Kindern und die restlichen Jahre als Koleriker und Kinderhasser an Schulen rumlaufen.
Solche Leute werden dann später auf meine Kinder losgelassen und ich soll noch Respekt vor ihnen haben?
Natürlich gibt es auch Ausnahmen (hatte selbst das Glück mit einigen Wenigen) und viele Fehler im System führen zu dieser Situation. Trotzdem ist es so.