Sartoriales in der Literatur

In "Ein Regenschirm für diesen Tag" vom generell sehr zu empfehlenden Wilhelm Genazino verdient sich der Hauptdarsteller seine Brötchen mit dem Testtragen und Bewerten von handgefertigten Schuhen.
 
In Martin Suters "Die dunkle Seite des Mondes" hat die Hauptfigur (ein erfolgreicher Wirtschaftsanwalt) Anzüge aus der "Savile Road". Frage mich, wer das verbockt hat, Suter oder der Lektor. Tippe eher auf letzteres, Suter sollte sich da eher auskennen, hat selbst das nötige Kleingeld für derlei Späße. Außerdem hat die Figur noch Maßschuhe aus der Jermyn Street, hat jemand eine Ahnung, auf welchen Macher das eine Anspielung ist?
 
In den sehr spannenden und auch sehr ironischen "Charley-Muffin"-Romanen von Brian Freemantle kommen sartoriale Einflechtungen nicht zu kurz ...
;)

Freundliche Grüße
Bertie Wooster
 
Haruki Murakami, Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt:

Was sollte ich für den Barbesuch denn anziehen? Ich entschied mich für einen dunkelblauen Tweed-Anzug. Klassisch. Elegantes Blau, drei Knöpfe, unwattierte Schultern, nicht auf Taille gearbeitet. Ein Anzug, wie ihn George Peppard in den Sechzigern getragen hat. Bleichblaues Hemd, wunderbar abgestimmt. Dickes Oxford-Cotton, möglichst orthodoxer Kragen. Die Krawatte zweifarbig gestreift. Rot und Grün. Das Rot gesetzt, das Grün wie das Meer bei Sturm, ein unbestimmtes, fast blaues Grün. Das alles in einer eleganten Herrenboutique besorgen, in die Bar und einen doppelten Scotch on the rocks bestellen.
 
Wer den Hauptmann von Köpenick noch nicht kennt: zum Brüllen komisch. Die erste Szene spielt sich beim Schneider ab und Kunde und Zuschneider sind sich nicht ganz einig, ob der Rock jetzt klasse ist oder gar nicht geht...
 
Ein Lebensmensch und stilvoller Genießer steht sprichwörtlich in der "Hannibal" Reihe von Thomas Harris.
Dr. Lecter ist ein Gentleman durch und durch, was sich in den Büchern daran zeigt, dass er exklusiv einkauft und genießt. Das beginnt bei immer wieder geschilderten Weinen und Delikatessen, und geht über Kunst und Opern bis hin zu den verwendeten Messern des Herrn Serienmörders.

Die Kleidung ist allgemeiner gehalten, aber Lechter wird immer als "tadellos gekleidet" beschrieben, und man erfährt, dass er Hutträger ist. Seine Morgenmäntel sind aus Seide, seine Anzüge stilvoll, aber unauffällig.


Hannibal ist eine großartige Kunstfigur!
 
Zuletzt bearbeitet:
"Wie gut paßte Oblomows Hausanzug zu seinen ruhigen Gesichtszügen und seinem verzärtelten Körper ! Er trug einen Schlafrock aus echtem persischen Stoffe, einen echten morgenländischen Schlafrock - ohne die geringste Anlehnung an Europa, ohne Quasten, ohne Sammt, ohne Taille - der so weit war, daß Oblomow sich zweimal hineinwickeln konnte. Nach der unveränderlichen asiatischen Mode erweitern sich die Ärmel von den Fingern zur Schulter immer mehr und mehr. Trotzdem dieser Schlafrock seine ursprüngliche Frische eingebüßt hatte und seinen früheren, natürlichen Glanz stellenweise durch einen erworbenen ersetzt hatte, behielt er doch noch die Lebhaftigkeit der morgenländischen Farbe und die Dauerhaftigkeit des Gewebes bei."

Iwan Gontscharow, "Oblomow"
 
Sander: Ein schönes Thema!

Alle:
ich finde es verhältnismäßig sinnlos, wenn ich hier lese "in Buch X kam auch mal ein Button-Down-Hemd vor". Ich würde daher darum bitten, diesen Thread so zu interpretieren, dass hier gelungene sartoriale Einflechtungen zitiert werden, wie es Christian B. und Sander bereits getan haben. Das hat deutlich mehr Appeal für den Leser.
 
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