Hallo,
ich melde mich aus Hamburg zurück und gebe, wie versprochen, einen kurzen Bericht über Rudolf Beaufays und sein Ladengeschäft in der Büschstraße in Hamburg ab.
Gleich am ersten Tag meiner Reise führte mich mein Weg zielgerichtet und vorfreudig dorthin.
Der Laden liegt etwas abgelegen vom städtischen Geschehen, ist aber dennoch gut erreichbar und nicht zu verfehlen. Die Schaufenster sind liebevoll hergerichtet und repräsentativ prangen darin pauschale Preisauskünfte: "Tweed Sakko 39€; Burberry Trench Coat 65€ ..." Das Gesamtbild wirkte - auf mich - ungemein verlockend, und so ließ ich es mir nicht nehmen, den Laden gleich zu betreten.
Was mir sofort auffiel: Ich hatte es anders erwartet, und zwar erst einmal rein von der Raumaufteilung her. Die Bilder auf der Homepage vermitteln nämlich geschickterweise den Eindruck eines relativ weiträumigen Etablissements, dabei sind die Räume - auf zwei Stockwerke (Erdgeschossen und Untergeschoss) verteilt - nicht nur nicht groß, sondern auch voller Kleiderständer, sodass zwischen den Ständern kaum Platz für zwei Menschen nebeneinander herrscht.
Wen dieser Platzmangel nicht stört, der wird sich bei Rudolf Beaufays zurechtfinden. Das Angebot ist wirklich großartig: Die Stoffe schmeicheln dem Auge und der Hand, die Preise dem Portemonnaie. Unschlagbar günstig verkauft Herr Beaufays hier wirkliche Schmuckstücke; von Burberry über Daks bis hin zur Savile Row ist hier alles zu mehr als erschwinglichen Preisen zu finden. Man muss aber tatsächlich aufpassen, denn einige Stücke wirken schon stark mitgenommen, sind fleckig oder zerschlissen, aber das trifft nur auf einen geringen Teil der Sachen dort zu. Zudem findet man ein ordentliches Sortiment an Herrenschuhen. Viele davon sehen sehr gut aus, einige haben bereits gebirgsartige Gehfalten. Weiterhin bietet Herr Beaufays Barbour-Jacken, Schals, Krawatten, Hüte, Hosen, Hemden, Polo-Hemden, Blazer, Mäntel, Gürtel, Hosenträger und einige weitere an, allesamt in zumeist gutem Zustand und stets für wirklich wenig Geld.
Die Atmosphäre des Ladens empfand ich als - positiv - einzigartig. Herr Beaufays selbst sitzt hinter seinem Schreibtisch und wirkt generell wenig interessiert. Spricht man ihn an, erteilt er jedoch in der Regel hilfreiche Auskunft. Das ist sehr angenehm, denn man hat alle Zeit der Welt, sich dort umzutun; Herr Beaufays rennt einem sicherlich nicht hinterher. Im unteren Stockwerk drangen die Klänge von Bach-Konzerten aus den Lautsprechern, während ich mich durch Reihen voller wunderschöner, teilweise auch ziemlich merkwürdiger Kleidungsstücke quetschte.
"Das ist alles zu groß!", brachte er mir aus seiner Ecke trocken entgegen, als ich mir einen Ständer voller Blazer besah. Hätte ich ihn nicht daraufhin gefragt, wo denn etwas in meiner Größe zu finden sei, hätte er sich womöglich gar nicht weiter um mich gekümmert...
"Das ist alles zu groß", ja, das stimmte allerdings. Ich selbst ging leider mit leeren Händen aus dem Laden, weil ich nichts in meiner Größe gefunden hatte. Mit einer Größe 46 darf man sich keine zu großen Hoffnungen machen, dort etwas zu finden (einen tollen Trenchcoat fand ich, der mir auch sehr gut passte; leider war ein Knopf abgebrochen und die Farbe stand mir auch gar nicht), denn der bedeutendste Anteil des Beaufay'schen Angebots bewegt sich zwischen den Größen 50 und 54. Das fand ich recht enttäuschend, denn es hatte so einige Stücke gegeben, die ich gerne mitgenommen hätte, aber mein geringes Körpermaß ließ das leider nicht zu...
Letztendlich bleibt zu sagen: Wer wenigstens Größe 48 trägt, Secondhand-Mode nicht ablehnt, vor engen Räumen nicht Halt macht und sich in skurrilen Umgebungen wohlfühlt, dem sei der Laden von Rudolf Beaufays - von meiner Seite aus - wärmstens empfohlen.
Beste Grüße,
Alexander