Nähte bei Maßhemden generell gewöhnungsbedürftig?

Dann gibt es hochwertige Anbieter wie E.Berg, die sich deutlich über 100 Euro bewegen und letztlich einen großen Teil günstiger Anbieter wie Kuhn, Dolzer oder Cove, die in der Türkei oder Bulgarien fertigen lassen.
Weiss nicht, ob man hier so klar differenzieren kann. Emanuel Berg scheint offenbar ebenfalls in Osteuropa zu fertigen (s. hier und hier) und bei Cove zahlt man meines Wissens nach auch €140,- aufwärts. Die Qualität der beiden kann ich nicht vergleichen, aber Produktionsbedingungen und Preise scheinen mir nach einer Forumsrecherche vergleichbar zu sein.
 
Weiss nicht, ob man hier so klar differenzieren kann. Emanuel Berg scheint offenbar ebenfalls in Osteuropa zu fertigen (s. hier und hier) und bei Cove zahlt man meines Wissens nach auch €140,- aufwärts. Die Qualität der beiden kann ich nicht vergleichen, aber Produktionsbedingungen und Preise scheinen mir nach einer Forumsrecherche vergleichbar zu sein.

Letztlich kann man ohne den berühmten Blick hinter die Kulissen kaum verlässliche Infos bekommen.
Berg fertigt in Danzig, Cove in der Türkei.

Ich persönlich trage E.Berg .... das sind schon sehr gute Hemden.
Cove hat meines Wissens nach früher auch Berg geführt....aus Kostengründen sind die in die Türkei abgewandert.
 
Ich glaube, dass die Qualitaet nicht primaer vom Produktionsland abhaengig ist. Letztendlich geht es doch darum, wie viel die Schneider relativ zur Volkswirtschaft bekommen, um qualitativ auszusortieren, und wie viel Zeit Ihnen fuer ein Hemd gelassen wird. Ich denke diese Laendergeschichten werden mit den Jahren immer staerker nachlassen.
 
Ich glaube, dass die Qualitaet nicht primaer vom Produktionsland abhaengig ist. Letztendlich geht es doch darum, wie viel die Schneider relativ zur Volkswirtschaft bekommen, um qualitativ auszusortieren, und wie viel Zeit Ihnen fuer ein Hemd gelassen wird. Ich denke diese Laendergeschichten werden mit den Jahren immer staerker nachlassen.

Das Produktionsland ist sicher nicht mehr der ausschlaggebende Punkt.
Wenn man in einem Stilforum Themen wie "Nachhaltigkeit" usw. diskutiert, sollte der Ursprungsort jedoch auch eine Rolle spielen.
Und wenn jetzt auch im Bereich MTM auf Billiglohn umgeschwenkt wir und der "schöne Schein" toller Ateliers nur noch Fassade ist, dann finde ich das schade.

Mir ist bewusst, dass sich diese Entwicklung kaum aufhalten lässt.....es sei jedoch erlaubt, dies zu bedauern.
 
Das Produktionsland ist sicher nicht mehr der ausschlaggebende Punkt.
Wenn man in einem Stilforum Themen wie "Nachhaltigkeit" usw. diskutiert, sollte der Ursprungsort jedoch auch eine Rolle spielen.
Und wenn jetzt auch im Bereich MTM auf Billiglohn umgeschwenkt wir und der "schöne Schein" toller Ateliers nur noch Fassade ist, dann finde ich das schade.

Mir ist bewusst, dass sich diese Entwicklung kaum aufhalten lässt.....es sei jedoch erlaubt, dies zu bedauern.

günstigeres MTM geht halt nicht anders
 
günstigeres MTM geht halt nicht anders

Das ist mir bewusst. Kuhn & Dolzer können ihr Angbeot in der Form aufrecht erhalten, weil es günstigere Produktionsorte gibt. Das ist auch legitim.

Etwas unredlich empfinde ich jedoch Firmen wie Cove, die früher in Deutschland gefertigt haben und jetzt nach Polen ausgewandert sind, dort deutlich billiger fertigen, die Preise jedoch gleich hoch halten wie vorher.
Im Endeffekt reine Gewinnmaximierung.....
 
Das Produktionsland ist sicher nicht mehr der ausschlaggebende Punkt.
Wenn man in einem Stilforum Themen wie "Nachhaltigkeit" usw. diskutiert, sollte der Ursprungsort jedoch auch eine Rolle spielen.
Und wenn jetzt auch im Bereich MTM auf Billiglohn umgeschwenkt wir und der "schöne Schein" toller Ateliers nur noch Fassade ist, dann finde ich das schade.

Mir ist bewusst, dass sich diese Entwicklung kaum aufhalten lässt.....es sei jedoch erlaubt, dies zu bedauern.

Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Entschuldige die abrupte Einleitung in das Thema, aber es gibt einen Unterschied zwischen Nachhaltigkeit und nationalem Protektionismus. Die Nachhaltigkeit von Geschaeftsmodellen haengt einzig und allein von deren Erfolg ab, das deckt sich also nicht mit dem Begriff der sozialen/oekologischen Nachhaltigkeit der weithin gemeint ist. Wenn in Indien bspw. Masshemden produziert werden, die Schneider relativ gesehen mehr bekommen als beim Naehen der H&M Jeans und dabei allein auf Grund des Produktionsverfahrens erstens geringeren gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt sind und zweitens ein Handwerk neu erlernen, das sie weitere Jahre ausfuehren und mit grosser Wahrscheinlichkeit auch weitergeben werden, ist das fuer mich Nachhaltigkeit pur. Nicht nur das, es ebnet sogar den Weg in einen sozialen Wandel in Billiglohnlaendern und damit auch an die Anpassung der Loehne. Ganz abzusehen davon, dass in diesen Produktiosnketten keine drei Zwischenhaendler mit tausendfachen Margen dazuverdienen.

Billiglohn ist sehr, sehr relativ. Ein Schneider, der in Deutschland Hemden fuer 7€/h produziert - das ist Billiglohn. Ein Schneider aus Bangladesh, der fuer 1€/h Hemden produziert - das ist absolut kein Billiglohn.
 
Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Entschuldige die abrupte Einleitung in das Thema, aber es gibt einen Unterschied zwischen Nachhaltigkeit und nationalem Protektionismus. Die Nachhaltigkeit von Geschaeftsmodellen haengt einzig und allein von deren Erfolg ab, das deckt sich also nicht mit dem Begriff der sozialen/oekologischen Nachhaltigkeit der weithin gemeint ist. Wenn in Indien bspw. Masshemden produziert werden, die Schneider relativ gesehen mehr bekommen als beim Naehen der H&M Jeans und dabei allein auf Grund des Produktionsverfahrens erstens geringeren gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt sind und zweitens ein Handwerk neu erlernen, das sie weitere Jahre ausfuehren und mit grosser Wahrscheinlichkeit auch weitergeben werden, ist das fuer mich Nachhaltigkeit pur. Nicht nur das, es ebnet sogar den Weg in einen sozialen Wandel in Billiglohnlaendern und damit auch an die Anpassung der Loehne. Ganz abzusehen davon, dass in diesen Produktiosnketten keine drei Zwischenhaendler mit tausendfachen Margen dazuverdienen.

Billiglohn ist sehr, sehr relativ. Ein Schneider, der in Deutschland Hemden fuer 7€/h produziert - das ist Billiglohn. Ein Schneider aus Bangladesh, der fuer 1€/h Hemden produziert - das ist absolut kein Billiglohn.
Da setze ich gleich nochmal eins drauf, mal ganz provokativ: Deutschland geht es im internationalen Vergleich vor allem deswegen gut, weil hier nicht mehr so viele Textilien produziert werden. Ohne das echte Schneiderhandwerk schlecht zu reden - was eine ganz andere Tätigkeit ist - ist das bloße Zusammennähen von Textilien mit der Maschine eine relativ banale Arbeit, für die man kein besonders qualifiziertes Personal braucht. Das in Deutschland vorhandene allgemeine Qualifikationsniveau der Werktätigen ist erfreulicherweise vergleichsweise hoch und deswegen ist es der hiesigen Wirtschaft möglich, hochwertige Autos und Industriemaschinen zu bauen und ins Ausland zu verkaufen.

Da Export nur funktioniert, wenn entweder a) umgekehrt etwas importiert wird oder man b) das Ausland durch Kreditierung zum Kauf der Exporte in eine Art "Schuldknechtschaft" treibt, ist es sogar wünschenswert, dass etwas importiert wird und warum sollte das nicht Kleidung sein?

Wir haben gar nicht genug Ressourcen, um alles zu produzieren was wir jetzt produzieren und zusätzlich noch die ganze Kleidungsproduktion wieder in Deutschland darzustellen.

Das heißt jetzt umgekehrt nicht, dass es okay ist, dass irgendwas in Sweatshops unter menschenunwürdigen Bedingungen und Gesundheits- und Umweltbelastung hergestellt wird. Aber der Reflex: "Nicht aus Deutschland, also böse" ist wirklich Quatsch - vor allem wenn es auch noch um EU-Länder geht. Und das Transportargument zieht noch bei Lebensmitteln, aber nicht bei ein paar hundert Gramm Stoff die einmal verschifft werden müssen, um dann jahrelang getragen zu werden.

Überspitztes Statement zum Schluss: Wer Trigema kauft, schadet der deutschen Volkswirtschaft, da er verhindert, dass die dort tätigen Arbeiter eine höhere Wertschöpfung in der Maschinenfabrik nebenan schaffen und [Produktionsland der Wahl] durch Textilexport das Geld einnehmen kann, dass es zur Abnahme solcher Waren bräuchte.
 
Das in Deutschland vorhandene allgemeine Qualifikationsniveau der Werktätigen ist erfreulicherweise vergleichsweise hoch und deswegen ist es der hiesigen Wirtschaft möglich, hochwertige Autos und Industriemaschinen zu bauen und ins Ausland zu verkaufen.

Guten Morgen,

wir haben leider aber auch eine Menge Mitmenschen, mit denen genau das nicht möglich ist. Um dieses Menschen zu ernähren, müßten wir eben auch Jobs mit "banalen Tätigkeiten" haben.
 
Vielen Dank für die vielen Antworten! Um noch einmal auf die ursprüngliche Frage zurück zu kommen: Derartige Nähte sind also nichts, woran man sich gewöhnen sollte und ein guter Schneider hätte das bei einem Preis zwischen €150 und €200 so nicht rausgeben sollen? Kann man das so sagen?
 
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