Nähte bei Maßhemden generell gewöhnungsbedürftig?

Vielen Dank für die vielen Antworten! Um noch einmal auf die ursprüngliche Frage zurück zu kommen: Derartige Nähte sind also nichts, woran man sich gewöhnen sollte und ein guter Schneider hätte das bei einem Preis zwischen €150 und €200 so nicht rausgeben sollen? Kann man das so sagen?

Für diesen Preis würde ich eine gute Passform und Verarbeitung als selbstverständlich erachten. Zweites kann ich nicht beurteilen (keine Bilder), aber du schriebst ja, dass die Passform auch nicht stimmte. Das darf nicht sein. Wenn nach der Nachbesserung noch immer grobe Passformprobleme auftreten spricht das wohl nicht für den Schneider. (Und ich rede hier nicht von minimalen Abweichungen, die man eventuell beim zweiten Hemd modifiziert und sich erst nach etwas Tragezeit darüber bewusst wird.)

Bilder würden uns trotzdem mehr nützen. So ist alles nur Vermutung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Lies Deinen eigenen Text noch ein paar mal, geh ind Dich und meditiere ausgiebig darüber und versuch es dann nochmals.
Darf ich diese beleidigend arrogante Anmache (anders kommt es bei mir nicht an) einfach dahin verstehen, dass Du unreflektiert anderer Meinung bist und keine Lust oder Zeit hast, Dich mit der Argumentation zu beschäftigen und möglicherweise auch fürchtest, dass sie richtig sein könnte?

Da Du aber großer Fan des Selbststudiums zu sein scheinst, darf ich Dir in diesem Fall umgekehrt raten, einfach mal ein paar volkswirtschaftliche Grundlagen anzulesen, ausgiebig darüber zu meditieren und es dann nochmal zu versuchen. Startpunkt sollte vielleicht David Ricardos Theorie des Außenhandels sein, da Ricardo ein bisschen schwierig zu lesen ist, tut es jede allgemeine Abhandlung über grundlegende volkswirtschaftliche Theorie, ich empfehle z.B. Tim Harfords "Undercover Economist", wenn möglich in der englischen Ausgabe, da die deutsche Übersetzung nicht so toll ist.

Solltest Du über solches Grundlagenwissen verfügen, wäre es möglicherweise sogar spannend darüber zu diskutieren (ist ja nicht so, dass die Wirtschaftswissenschaften die 200-Jahre alten Theorien von Ricardo als ultima ratio sehen würden), dafür müsste man aber darauf eingehen.
 
Guten Morgen,

wir haben leider aber auch eine Menge Mitmenschen, mit denen genau das nicht möglich ist. Um dieses Menschen zu ernähren, müßten wir eben auch Jobs mit "banalen Tätigkeiten" haben.
Jein: Ja es gibt Arbeitslose in Deutschland, aktuell ca. 2,8 Mio. und die amtliche Statistik untertreibt, weil sie faktische Arbeitslosigkeit aus der Statistik getrieben hat. Umgekehrt sind ca. 440.000 offene Stellen gemeldet. Als Langzeitarbeitslos werden ca. 1 Mio. Menschen betrachtet. Erfreulicherweise sind wir von Massenarbeitslosigkeit deutlich weiter weg als vor 20-30 Jahren und große Beschäftigungsprogramme braucht es nicht. Trotzdem wäre Vollbeschäftigung natürlich toll.

Dann stellen wir uns aber mal vor, dass man jetzt mit 1 Million Leute eine Textilindustrie aufbaut (spielen wir mal Planwirtschaft!). Dann produzieren wir also einen Haufen Textilien, die wir nicht mehr aus Polen, China etc. importieren. Das führt dazu, dass weniger Geldströme aus Importen in diese Länder gehen. Dies führt dazu, dass diese ihrerseits nachhaltig weniger Geld im Ausland ausgeben können und das führt wiederum zu einer Verminderung von Exporten aus Deutschland heraus, der Maschinenbauer um die Ecke wird also weniger ins Ausland verkaufen können und am Ende wird dann dessen Belegschaft arbeitslos.

Das ist natürlich alles sehr modellhaft und schematisiert und in Wirklichkeit viel komplizierter, da die Kapitalströme realistischerweise natürlich über Eck laufen etc. Nicht umsonst beschäftigt sich eine ganze wissenschaftliche Disziplin damit, aber was man sehen muss:
- Import- und Export sind auf lange Sicht ein "zero sum game" (und wenn es über Pleiten von hochverschuldeten Ländern geht).
- Man positioniert sich wirtschaftlich am besten, wenn man versucht seinen sog. komparativen Vorteil zu nutzen (d.h. das zu tun, was man am besten kann, auch wenn andere es noch besser können). Das wirkliche Leben zeigt, dass der komparative Vorteil deutscher Werktätiger im Allgemeinen offensichtlich nicht in der Herstellung von Textilien, sondern von anderen Dingen liegt.
- Es kann natürlich sein, dass der komparative Vorteil der Belegschaft von Herrn Grupp und aller deutscher Langzeitarbeitsloser in der Herstellung von Textilien liegt. Dann sind ersteres optimal eingesetzte Ressourcen und letztere sollte man sofort in eine Textilfabrik kriegen. Da dieses Land aber mit seinen Standortfaktoren sonst keine signifikant leistungsfähige Textilindustrie mehr hat, spricht einiges dagegen, dass dies die Ausnahme von der Regel sein könnte.

Es mag daher charmant sein, zu glauben, dass man die inländische Arbeitslosigkeit durch Vermeidung von Textilimporten lösen kann und das sieht auch erstmal nach einer super Lösung aus. Es richtet aber evtl. mehr Schaden an als es nützt und es ist wahrscheinlich volkswirtschaftlich besser, eine andere Beschäftigung für die Arbeitslosen zu finden (und vielleicht auch die Belegschaft von Trigema).

Grundsätzlich halte ich es aber für wichtig, zu erkennen, dass diese deutsch=gut, ausländisch=schlecht tumbe Ideologie ist, die in der Menschheitsgeschichte erfreulicherweise auf dem Rückzug ist. Was einen übrigens umgekehrt nicht dazu verleiten sollte, das umgekehrte anzunehmen. Nachhaltigkeitsaspekte sind wichtig, das Herstellungsland ist aber keiner.
 
Entschuldige, es war weder arrogant noch beleidigend gemeint.
Ich wollte zunächst ausführlich antworten, aber die Einleitung

hat mich dann doch davon abgehalten. Ich fand einfach das Provokative zu sehr überspitzt.
Danke, dann ist es gut. Gerade weil es überspitzt war, habe ich ja als Einleitung geschrieben, dass es provokativ formuliert ist. Ich fand und finde es aber mal einen passenden Schuss gegen das unreflektierte "Kauft deutsch"-Mantra.

Ich hoffe mit dem letzten Posting ist bewiesen, dass ich es differenziert genug betrachte ;)?
 
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