Wer Wert darauf legt, dass seine Klamotten in Deutschland produziert werden, hat leider relativ wenig Ahnung von Volkswirtschaft (wie auch der aktuelle US-Präsident). Wenn ein deutscher Hersteller wettbewerbsfähig produzieren kann, ist das super. Wenn er das nicht kann, mag es schade sein, es ist dann aber ökonomisch auch für alle besser, wenn woanders produziert wird. Die fixe Idee von der Nationalökonomie als zu schützender "Solidargemeinschaft" ist nicht nur ökonomisch falsch, sondern auch Saat jener politischen Einstellung, die zu zwei Weltkriegen geführt hat.
Skandalöse Arbeitsbedingungen in Schwellenländern sind natürlich ein anderes Thema, innerhalb der EU sollte das aber kein Problem sein (wenn man mal unterstellt, dass die Gesetze auch eingehalten werden), außerhalb der EU muss man sich halt irgendwie eine informierte Meinung bilden.
Regionale Produktion kann außerdem ein Faktor sein, wenn die Externalitäten des Transports stark ins Gewicht fallen. Jenseits der Primark-Haltbarkeit werden Kleidungsstücke aber in der Regel lang genug benutzt, um diesen Aspekt vernachlässigbar zu machen.
Diese "Deutsche kauft bei Deutschen"-Einstellung ist nicht nur ökonomisch schädlich, sondern die oberflächlich etwas hübscher klingende Umkehrung des nationalistischen "Deutsche kauft nicht bei Polen/Chinesen/etc.!" (Bevor einer ausrastet, nein, das mit den Juden ist nicht gemeint, denn die seinerzeit adressierten Juden waren ja Deutsche, diese Parole ist viel perfider.)