Mods: The New Religion

Die Miete bezog sich wahrscheinlich auf das Kinderzimmer. Zu glauben, dass in den frühen 60ern Hilfsarbeiter eine Vierzimmer-Wohnung hatten, ist pure Romantisierung der Vergangenheit.

Mods sind Kinder der Unterschicht gewesen, die ihre Herkunft verleugnen wollten und von einem besseren Leben träumten. Dazu gehörten unter anderem Anzüge, wie sie sie im Kino gesehen hatten. Man muss 19jährige auf billigen purple hearts nicht für arbiter elegantiarum halten.
Kann man natürlich aber.
 
Wir reden doch von Mods und damit vom England der frühen 60er, oder?
Dass die Nachahmer in Deutschland oder Österreich wirtschaftlich anders gestellt waren, würde ich auch so bewerten - Stichwort nivellierte Mittelstandsgesellschaft. Die pflegten allerdings auch wieder einen anderen Stil.

Und nein: Die meisten Mods kamen aus derselben Schicht wie die Teds, die es allerdings schon früher gab.
Die Schichtung der englischen Gesellschaft kann man mit der deutschen nicht vergleichen. Und ich vermute, auch nicht mit der österreichischen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Richard Barnes hat das mal sehr anschaulich beschrieben. Ich gucke heute abend mal nach.
Ansonsten ist es m.E. nach ganz gut in Quadrophenia eingefangen. Es ist zwar nur ein Film mit allen Vereinfachungen, aber prinzipiell zeigt er die begrenzten Verhältnisse ganz gut - und auch, dass die Teds die Nachbarskinder von früher sind, die einfach nur andere Filme als Inspiration nahmen.
Und schließlich singen the who vom bell boy, der so gern etwas größeres darstellt....
 
Mit Hilfsarbeiter meint Beau wahrscheinlich lediglich einfachere arbeiten. Kaffee kochen, dienstliches von a nach b schleppen (wenn man im Büro war) - wozu man eben keine Ausbildung brauchte und was Kohle brachte. Botenjungs vielleicht....

So denke ich mir das damals in England. Erstens ist es 50 Jahre her, zweitens in einem anderen Land und drittens haben wir wenig direkte Kontakte zu denen, die die ersten waren ;).
Die englische working class ist einzigartig, da hat Beau ebenfalls recht. Das kann man nicht 1:1 auf Kontinentaleuropa übernehmen.

Die Kids damals hatten halt wenig Perspektive, wollten Spaß und was besseres werden als ihre Eltern, also aus dem Elend raus. Dafür hatten sie Inspiration. Man sollte an Jugendkulturen auch nicht zu wissenschaftlich herangehen, letztlich fand es nicht in den Hörsaalen statt und findet es dort immer noch nicht und war Dutzenden Entwicklungen und Veränderungen ausgesetzt - bis heute.
 
1959 war es eine Avantgarde, die mit ihrer Vorliebe für Modern Jazz wohl auch den Namen geprägt hat. Diese Leute hatten sicherlich Geld und Stil und wurden als "Faces" Vorbilder für ihre Nachahmer.
Anfang der sechziger popularisierte es sich dann schnell - mit den entsprechenden Aufweichungen. Quadrophenia ist ein Film, der die bank holiday riots im plot hat und nur in diesem Punkt datierbar ist. Die Geschichte von den Mods, die so gern mehr gewesen wären, ist aber 1963 nicht anders gewesen als 1965. Gegen Ende hin wurde der Geschmack einfach nur exzentrischer; ein gutes Beispiel sind die Spiegelberge an den Lambrettas (die höher angesehenen Mods fuhren keine Vespas).
 
Mit Hilfsarbeiter meint Beau wahrscheinlich lediglich einfachere arbeiten. Kaffee kochen, dienstliches von a nach b schleppen (wenn man im Büro war) - wozu man eben keine Ausbildung brauchte und was Kohle brachte. Botenjungs vielleicht....
"The Americans have need of the telephone, but we do not. We have plenty of messenger boys." (Sir William Preece)
 
Wird ja auch im Buch erwähnt, dass die ersten Mods durchaus mit Teds und Rockers befreundet waren und Gewalt nur sporadisch angewendet wurde, schon allein um die teure Kleidung nicht zu riskieren.
Die Schlägereien in Brighton waren später und bei den meisten Originals schlicht verpönt. Man hat dort sicher keinen Pete Meaden oder Jeff Dexter gesehen!
Habe jetzt auch erst wieder im Buch gelesen, dass die Pöbler in den Parkas Scooter Boys waren, es wird extra betont, dass dies KEINE Mods waren. Das Bild das uns heute vom typischen Mod vermittelt wird ist eigentlich eine Mischung aus Mod, Scooter Boy und Suede/Skin.
 
Hauptsache, es macht Spaß. So habe ich mir das damals vorgestellt - nicht stilgetreu, aber dem Sinne nach. Es hat Spaß gemacht. :)
 

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