Janker - doch salonfähig? Und eine weitere Frage.

Vorab: Ich bin Münchner und trage seit einigen Jahren einen klassischen, grauen Lodenjanker, hauptsächlich in der Übergangszeit. Die beginnt klassisch zur Wiesn' (Oktoberfest) und gerade das ist immer auch eine gute Gelegenheit sämtliche Varianten dieses Themas zu betrachten. Hierbei gilt sinngemäß, was @beethoven zur Barbour Jacke geschrieben hat: Hierzulande nennt man das dann Landhausmode. Ein Lodenjanker ist quasi wie eine Barbourjacke ursprünglich gedacht für Waldarbeiter und Flößer, also extrem widerstandsfähig. Ich sehe das so: Wie so oft in der Herrenmode mag es Typen geben, die fast alles in jedem Alter irgendwie authentisch tragen können und das überall auf der Welt. Ich gehöre eher nicht dazu! ;)
 
Apropos Gericht und Jankervollmontur:

Janker ist ungleich Trachtenanzug, letzterer ist außerhalb von CSU-Parteitagen und dörflichen Kleinstkreditinstituten absolut untragbar. Mein früherer Chef (Badener) in München hatte sich mal einen Trachtenanzug gekauft, der von einem Urmünchner-Kollegen (der allerdings eher London-City-Schick pflegte) mal mit "Ah, ham Sie wieder Ihren Raiffeisen-Anzug an?" kommentiert wurde. Das Teil blieb anschließend für immer im Schrank.

Insofern Janker als Tweed-Sakko Ersatz jederzeit, aber bitte niemals Trachtenanzüge!
 
Ich trage gerne Janker, meiner ist ein Erbstück aus den 1970er Jahren und aus sehr schwerem, grauen Loden. Hierzulande ist der Janker weitestgehend Alltagstauglich, und derzeit sogar "in Mode". Das führt zwar dazu, dass es überall preiswerte "Tracht" in mieser Qualität gibt, aber im Gegenzug sieht man auch immer öfter klassische Dirndl und Janker im Alltag. Erfreulich, wie ich finde.
 
Vermutlich wirst du gerade in Bayern mit Janker oder Trachtenanzug am häufigsten unnötige Kommentare ernten, wenn du nicht eindeutig als waschechter Bayer zu identifizieren bist. Aus irgendeinem Grund erheben die (ansonsten beliebten) Bayern nämlich den alleinigen Trageanspruch auf sämtliche Trachten und die Lederhose im Allgemeinen. In Österreich und weiten Teilen der Schweiz wird zwar ebenso lange eine vergleichbare Tracht getragen aber diese Tatsache hält oftmals nicht vom Trachtenspott ab.

Generell kann ein Janker wohl immer als adäquater Ersatz für ein sportliches Odd Jacket herhalten. Es handelt sich bei diesem Kleidungsstück schließlich schlicht und einfach um die mitteleuropäische und ländliche Version eines Odd Jackets.

Beim Trachtenanzug würde ich allerdings stark differenzieren. Natrülich gibt es das sehr biedere Modell "CSU Parteitag" mit Stehkragen und Paspeltaschen, welches hier vermutlich vielen als erste Assoziation vorm geistigen Auge erscheint. Auf der anderen Seite gibt es aber ebenfalls den Salzburger oder Kärtner Anzug, welcher ein klassisches Revers, Bundfaltenhose, eine Weste und oftmals auch einen Hut aufweist.

Hier zwei Bilder:
http://www.salzburgmuseum.at/filead...emuseum/2016/Landesanzug/04_VkM_Bildtafel.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipe.../Kärntner_Anzug.jpg/1200px-Kärntner_Anzug.jpg

Wird im ländlichen Österreich sehr gerne getragen und wirkt meiner Meinung nach bei Hochzeiten, lokalen Veranstaltungen und sämtlichen kirchlichen Anlässen ebenso passend wie ein klassischer Anzug. Prinzipiell eben das lokale Äquivalent zum oft hergezeigten Freizeitanzug mit ausgefallenerem Muster. Wird von den Leuten aber auch nicht als Tracht im klassischen Sinne gesehen sondern ist einfach ein normaler Anzug und eben dem Anlass angemessen.

Außer dem Bürgermeister, dem Empfangschef im Hotel und dem örtlichen Gastwirt würde aber selbst im hintersten Gebirgstal keiner so ein Ding zur Arbeit tragen.

Ein ehemaliger Geschäftspartner auf Bayern hatte übrigens eine komplette Rotation an beeindruckenden Hybridmodellen, welche irgendwo zwischen Trachten- und Businessanzug einzuordnen waren.

Habe folgendes Anschauungsmaterial gefunden:
https://cdn03.plentymarkets.com/fl0nshzmon8p/item/images/1215/full/1215-Lodenfrey-A-Tirol-pl--8-.jpg

Waren vom Design her klassische Trachtenanzüge aber sahen bezüglich Stoff- und Farbauswahl eher wie ein Businessanzug aus und waren auch sehr körperbetont geschnitten. Die wurden dann mit schwarzem Gürtel und Oxfords getragen. Ich weiß bis heute nicht ob die Anzüge eine Individualanfertigung waren aber auf die Sprezzatura wäre mancher Italiener sehr neidisch gewesen.
 
Ums mal aus Münchner Sicht klar zu sagen: Man braucht eine gewisse Erfahrung um einen Janker stilsicher im Geschäftsumfeld zu kombinieren, lohnt sich aber durchaus.
Gelten die gleichen Regeln wie fürs Sakko: va Stoff beachten! Glatte Kammgarnjanker passen nicht zu Lederhosn oder Kombinationen etc.
Bitte auch die Länge beachten. Janker und "Joppen" gibt es in kurz zur Lederhosn. Das sieht zu klassischer Chino oder Tuchhose nicht gut aus, der Hintern schaut raus. Und wie bei Sakkos kein übertrieben modisches Zeug kaufen.
Sonst, go for it! Es steht nirgends, dass man als Preiß keinen Janker tragen darf und wir beißen auch nicht.

Bitte beachtet, va auch als Einwanderer, dass es Trachten im ursprünglichen Sinn gibt, die Zugehörigkeiten zu Vereinen und Regionen ausdrücken. Das zu vermixen endet schnell man peinlich. Lieber bei neutraler Landhausmode bleiben.
Aus dem Trachtenmilieu kommt auch der Trachtenanzug für förmliche Anlässe. Der ist nicht greislig per se, nur wenn man keine Ahnung davon hat, sollte man es im Zweifel besser lassen.

Mit mehr Infos z.B. http://www.chiemgau-alpenverband.de/index.php?id=385
 
Klar gibt's das. Kurze Janker oder Joppen sind zur Lederhosn gedacht. Im Kaufhaus sind klassisch-lange Janker wrsl schwieriger zu finden. Auf eBay gibt's aber für Tracht massig Material. Die Tracht'ler, die sich auskennen gehen eh zum Fachhandel bzw. zum Schneider. Findest du wrsl eher, wenn du Richtung Trachtenanzug suchst. Ist aber durchaus nicht ungewöhnlich, dass auch die mittlerweile kürzer geschnitten sind.
Zitiere mich Mal selbst:

Ums mal aus Münchner Sicht klar zu sagen: Man braucht eine gewisse Erfahrung um einen Janker stilsicher im Geschäftsumfeld zu kombinieren, lohnt sich aber durchaus.
Gelten die gleichen Regeln wie fürs Sakko: va Stoff beachten! Glatte Kammgarnjanker passen nicht zu Lederhosn oder Kombinationen etc.
Bitte auch die Länge beachten. Janker und "Joppen" gibt es in kurz zur Lederhosn. Das sieht zu klassischer Chino oder Tuchhose nicht gut aus, der Hintern schaut raus. Und wie bei Sakkos kein übertrieben modisches Zeug kaufen.
Sonst, go for it! Es steht nirgends, dass man als Preiß keinen Janker tragen darf und wir beißen auch nicht.

Bitte beachtet, va auch als Einwanderer, dass es Trachten im ursprünglichen Sinn gibt, die Zugehörigkeiten zu Vereinen und Regionen ausdrücken. Das zu vermixen endet schnell man peinlich. Lieber bei neutraler Landhausmode bleiben.
Aus dem Trachtenmilieu kommt auch der Trachtenanzug für förmliche Anlässe. Der ist nicht greislig per se, nur wenn man keine Ahnung davon hat, sollte man es im Zweifel besser lassen.

Mit mehr Infos z.B. http://www.chiemgau-alpenverband.de/index.php?id=385
 
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