Holland&Sherry - Werksbesichtigung in Peebles

Schon während meiner Ausbildungszeit bei Bruder Gerhard Busche in Fulda war Holland&Sherry für mich immer ein Name, der für klassische und hochwertige englische Stoffe stand. Als ich mich selbstständig gemacht habe, war es für mich ein Muss mit dem deutschen Vertreter für Holland&Sherry (Robert Kitson) Kontakt aufzunehmen. Es war für mich anschließend auch keine Überraschung, dass gerade die „classic worsted“ Stoffe für Tagesanzüge bei meinen Kunden sehr beliebt waren.
Meinen Schottlandurlaub im Juni 2013 habe ich selbstverständlich genutzt, um die Hauptgeschäftsstelle in Peebles zu besuchen. Herr Kitson hat mir freundlicherweise den Kontakt zu Alan Morton ermöglicht. Herr Morton ist in Peebles für den deutschen Vertrieb zuständig.
Mit ihm habe ich schnell und unkompliziert einen Termin vereinbart und er organisierte einen Fahrer für mich.
Der Mitarbeiter, der mich in Edinburgh abholte, arbeitet bei Holland&Sherry in der Qualitätsprüfung. Die Fahrt nach Peebles war allein deswegen sehr kurzweilig, weil wir uns angeregt über die Eigenschaften verschiedener Bündel unterhalten haben. Als wir Peebles erreicht haben, schien es, dass dort die Welt in den 50ern stehen geblieben ist. Herr Morton begrüßte mich sehr freundlich und ich möchte vorab erwähnen, dass Herr Morton ein wahrer Gentleman ist! Er hat sich für mich sehr viel Zeit genommen. Während unseres Gespräches haben wir uns über vieles ausgetauscht. Wir sprachen über Schneiderkollegen, die Entwicklung des Schneiderhandwerks und natürlich über die Geschichte des Unternehmens.
Für das Sichten der neuen Kollektion habe ich mir sehr viel Zeit genommen. Die Leser des Stilmagazins können sich auf einige schöne Bündel freuen (z.B. Ascot).
Nachdem ich mir einen ausführlichen Überblick über die kommende Kollektion verschafft habe, sind wir durch das großzügige Gebäude gegangen. Alle Gänge des Gebäudes waren mit großzügigen Regalen bestückt, die mit schweren Stoffballen beladen waren.
Zuerst habe ich die Verwaltung kennengelernt, in der meine Bestellungen ankommen. Interessanterweise wird bei Holland&Sherry jeder Stoffein- und ausgang noch in großen Büchern handschriftlich festgehalten. Man muss sich dabei vorstellen, dass dort ca. 25 DIN A1 Bücher auf mehreren Tischen liegen. Für mich ein sehr schönes und beeindruckendes Bild.
Folgerichtig hat mich Herr Morton danach zu dem Schneideraum geführt. Dort wurde mir erklärt, dass jede Stoffbestellung innerhalb einer Stunde zugeschnitten wird. Was vermutlich seinen Teil zu der schnellen Lieferung beiträgt. Auf der selben Etage befindet sich auch der Versand und die Qualitätsprüfung. Dort habe ich meinen Fahrer Robert wiedergetroffen. Robert bedient unter anderem auch die Maschine zum Falten der Stoffe. Das ist vermutlich nur für Schneider interessant, aber ich habe mich immer gefragt, wie man das schnell machen kann, seitdem ich in meiner Ausbildung ein Stoffballen neu aufwickeln musste.
Der Rundgang neigte sich langsam dem Ende zu und Herr Morton ließ es sich nicht nehmen mir die Bündelproduktion zu zeigen. Zu meiner Überraschung werden sämtliche Bündel in Peebles von mehreren Mitarbeiterinnen von Hand zugeschnitten und geklebt. Zum Abschluss habe ich mir das Lager der Bündel angeschaut. In diesem Raum befanden sich nicht nur aktuelle Bündel, sondern auch eine „Bibliothek“ von alten Bündel vergangener Kollektionen und ein alter Webstuhl. Dieser Raum soll langfristig ein Museum werden.
Mein Fazit: Viele Unternehmen brüsten sich Traditionsverbundenheit. Doch bei Holland&Sherry hatte ich das Gefühl, dass sich die Unternehmensleistung ihrer Geschichte bewusst ist und diese weiterlebt. Dabei verliert Sie doch die Zukunft nicht aus den Augen und etabliert sich mittlerweile mit Interiorstoffen und Stoffraritäten (z.B.: Blue Sapphire). An dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn Kitson und Herrn Morton für den freundlichen Kontakt und die Werksbesichtigung bedanken. Der Besuch in Peebles wird für mich in schöner und einprägsamer Erinnerung bleiben.
 
Der Showroom.
Vor, während und nach dem Sichten der Stoffbündel.
 

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Die "Bibliothek" alter Stoffbündel und der antike Webstuhl
&
Die Maschine zum Falten der Stoffballen
 

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