Hobbyschneiderei - Meine bisherige Entwicklung

Danke. Den Hobbyschuhmacher hab ich auch auf der Liste, ich fürchte es wird allerdings noch lange dauern, bis ich das angehen kann...
Ich kann Dich nur ermutigen, es auszuprobieren!
Bräuchte halt erstmal das Equipment dazu...
Ich mache auch nur Kleinigkeiten, wie Spitzeneisen, weil das in näherer Umgebung keiner kompetent auf die Reihe bekommt.
Rein aus Interesse will ich irgendwann mal versuchen, wie das mit Halbsohlen so funktioniert, nehme gerne Sachen auseinander und bastel dran rum.
Für größere Sachen fehlt mir den Bandschleifern, auch wenn ich schwören könnte, dass ich mal einen hatte...
 
Das wird wirklich spannend. Ich würde mich besonders über Hosenprojekte freuen :)
 
Bräuchte halt erstmal das Equipment dazu...
Ich mache auch nur Kleinigkeiten, wie Spitzeneisen, weil das in näherer Umgebung keiner kompetent auf die Reihe bekommt.
Rein aus Interesse will ich irgendwann mal versuchen, wie das mit Halbsohlen so funktioniert, nehme gerne Sachen auseinander und bastel dran rum.
Für größere Sachen fehlt mir den Bandschleifern, auch wenn ich schwören könnte, dass ich mal einen hatte...
Ja, klar, Equipment muss man immer erstmal ansatzweise rechtfertigen können...
Obwohl es bei mir, da ich aktuell das Tischlerhandwerk lerne, tatsächlich garnicht so problematisch werden könnte, Anfertigung eines Leisten und Schleifen usw. betreffend.
 
So, also Projekt Nr. 2. Was folgt auf eine Jacke? Natürlich, noch eine Jacke. Oder zumindest ein Kurzmantel oder sowas. Ich habe es immer ganz frech einen Dufflecoat genannt, passt schon.
-Oberstoff: dunkeloliver dunkelrot melierter mittelschwerer Wollwalk
-Futter: Viskose bordeaux
-Verschlüsse: Büffelhornknöpfe/-knebel
Duffle_01.jpg

Bilder des Futters erspare ich euch an dieser Stelle mal, da dies mein erster selbst angepasster Schnitt war (abgewandelt von der vorangegangenen Jacke), fiel der Schnitt des Futters sagen wir mal interessant aus. Aus heutiger Sicht könnte man sagen, peinlich :D
Duffle_02.jpg

Hier zu sehen die erste, "kühlere" Variante, die Kapuze zu knöpfen.
Pelzbesatz von einem Koyoten hatte ich über eBay gebraucht besorgt, "neu" würde ich sowas nie kaufen.
Das Kapuzenfutter aus einem Schaffell, wohl aus einer Kürschnerei-Auflösung, kam ebenfalls von eBay.
Duffle_04.jpg

Bei richtig geschlossener Kapuze sieht man nun deutlich, dass sich das "Aufbauschen" beim Knicken nach dem Einnähen des Stücks toten Koyotes leider etwas ungünstig herausgestellt hat, da es eben letztendlich recht ungleichmäßig aussieht, nebenbei bemerkt hat die Kapuze zusätzlich durch viel Herumprobieren im Vergleich zum Rest viel zu viel Zeit gekostet, aber zumindest sieht sie ganz gut aus, wenn man sie nicht übergezogen hat.
Duffle_03.jpg

Nach Fertigstellung habe ich gemerkt, dass der Oberstoff leider recht winddurchlässig ist und ich das nächste mal vielleicht wieder mehr Geld investieren könnte, aber hier heißt das Stichwort wohl einfach layering.

Auch, dass der Übertritt der Front bei einem Stück für Herren denke ich eigentlich eher auf der anderen Seite sein müsste, fiel mir erst danach auf. Nun ja.

Allgemein muss ich sagen, dass sich die logische Annahme, dass man, wenn man eher ein bisschen drauf los schneidert, nicht unfassbar viel Planung anstellt und sehr viel mehr Zeit je Projekt aufzuwenden bereit ist, so ziemlich jeden Fehler mitnimmt, bei mir bestätigt :D Zumindest lernt man ja aber immer dazu.
 
Es folgte die Planung eines leichten Baumwoll-Anzuges, dessen Jackett mithilfe eines weiteren burda-Schnittes auch fertiggestellt wurde und das ich allerdings schon während der Planung als Übungs-Stück in Vorbereitung auf den ersten Anzug gesehen hatte. Da sich die Passform leider als nicht besonders gut für mich herausgestellt hat, die Hosen-Materialien noch irgendwo im Schrank rumliegen und es auch handwerklich einem Übungsstück angemessen geworden ist, lasse ich es hier erst einmal aus, auch wenn ich es streng genommen schon notfalls tragen könnte.

Vor dem ersten Anzug kam mir jedoch noch ein Mantel dazwischen :D

Es handelt sich um einen letztendlich ziemlich leichten und nicht besonders rau zu benutzenden Mantel aus einem richtig schönen Stoff von Piacenza aus Merino mit 15er Kaschmir- und 12er Seide-Anteil (oder umgekehrt, habe ich vergessen). Wasserbüffelhornknöpfe und ebenfalls vom ersten Jacken-burda-Schnitt abgewandelt.
leichterWollmantel_01.jpg

Durch fehlende Erfahrungen und ich würde sagen auch durch das Material und meine Abneigung gegen Klebeeinlagen und übermäßige oder zumindest mit eher amateurhaften Methoden hergestellte Konstruktion/Verstärkung usw, die öfters im schlichten Weglassen von all diesem gipfelt, ist das Revers leider eigentlich garnicht geworden wie geplant, zu große Lücke zwischen Revers und Kragen, zu schmal, und dann ist das Reversknopfloch auch noch viel zu breit geworden...
leichterWollmantel_02.jpg

Als Futter wählte ich wieder Seide, mit der ich sehr vorsichtig umgehen musste, sodass sich, wie auf den folgenden Bildern zu sehen, dieses am Besatz leider ziemlich "hochstellt", das muss ich irgendwann mal richtig flach annähen.
leichterWollmantel_03.jpg

Insgesamt mag ich den Mantel trotz aller Verfehlungen sehr, nicht zuletzt wegen der wunderschönen Materialien.
leichterWollmantel_04.jpg

Nachfolgend noch ein zwei Detailbilder, die zwar die Schönheit des Oberstoffes zeigen, ihn allerdings leider insgesamt ein Stück heller aussehen lassen als in normalem Tageslicht.leichterWollmantel_Detail_01.jpgleichterWollmantel_Detail_02.jpgHier sieht man nicht nur besonders die oben angesprochene zukünftig noch zu lösende Futter-Problematik, sondern auch meine damalige Dummheit bei der Planung der Positionierung des Knopfloch-Auges.
 
Von den geschilderten Patzern abgesehen sieht das doch wirklich gut aus! Aber ich fürchte, du brauchst andere Schnitte. Die Schnittmuster erscheinen unausgewogen, das sieht man auch an den Musterteilen auf deren Webseite. Ich wüsste spontan keine Alternative, würde mich da aber auf jeden Fall anderweitig umsehen.
 
Für meinen ersten Anzug begann ich mit der Erstellung eigener Schnittmuster.
Hierfür hatte ich einen für Anfänger sehr guten Youtube-Kanal gefunden, mithilfe dessen ich das Schnittmuster für das Jackett und die Weste erstellte (suche "Lilo Siegel").
Nach welchem System diese Anleitungen konzipiert waren, weiß ich nicht.

Irgendwann werde ich mir mal den Müller besorgen, der scheint ja ein (oder vielleicht sogar das?) Standardwerk zu sein.
Bisher musste ich mir also anderweitig behelfen.

Heißt, für die Hose habe ich ganz frech den Schnitt von einer Hose abgenommen, die ich mir ein paar Monate vorher habe machen lassen (man könnte sagen bespoke, aber der Begriff ist ja denke ich auch dehnbar).
Naja, ich finde jedenfalls für den (Zeit)aufwand ist die Passform schon sehr gut geworden.
Nur die wie beim Mantel vorher vorhandene Lücke zwischen Revers und Kragen nervt.
MarinaraAnzug_01.jpg
Was die Details angeht findet sich hier nichts großartig besonderes, Paspeltaschen, ticket pocket als geknöpfte Klappentasche, Leisten-Brusttasche, Ärmel-Knopflöcher funktionsfähig und natürlich alles von Hand gestochen.

Der Stoff ist ein Gemisch aus 59% Schurwolle, 33% Baumwolle und 8% Leinen.
Es handelt sich also um einen ganz guten sommerlichen Anzug, den ich deswegen auch nur halb mit Viskose gefüttert habe, und die Ärmel garnicht.
Revers und obere Front musste ich hier aber mit einer leichten Klebeeinlage verstärken :/
MarinaraAnzug_02.jpg

Nachfolgend sieht man jetzt eins der meines Erachtens größten Mankos des Projektes, und zwar die Weste.
Diese hatte ich nachträglich aus dem verbleibenden Stoffrest gefertigt, und zwar in einer sehr simplen (man könnte auch sagen faulen) Version, nämlich ohne Revers, ohne Taschen, ohne Besatz, also nur mit Futterstoff verstürzt usw.
Wäre ja alles nicht so wild, wenn ich sie nicht aus irgendeinem Grund so viel zu kurz gemacht hätte...
Ich hoffe, da dreht sich jetzt nicht allzu vielen der Magen um :D
MarinaraAnzug_04.jpg
Zumindest sieht man hier auch, dass das Armloch schön hoch ist, für jemanden wie mich, der zuvor noch nicht in den Genuss eines maßangefertigten Anzuges kommen durfte, ein sehr schönes Gefühl.

Hier einmal noch das Innenleben, auch hier muss ich irgendwann mal noch an der Kante das Futter besser befestigen.
Eine Meckerei pro Foto: Die etwas weiten Ärmel habe ich bei späteren Projekten angepasst.
MarinaraAnzug_05.jpg

Kommen wir noch zur Hose. Meiner ersten Hose, wohlgemerkt.
Ich bin jedoch recht zufrieden, auch unter Berücksichtigung der Gegebenheit, dass nahezu die gesamte Verarbeitung kurz vor der Angst am Tag vor einer Hochzeit geschehen musste.
MarinaraAnzug_07.jpg
Details betreffend sehr schlicht, abgesehen von den irgendwie ein bisschen abstehenden Eingriffstaschen keine weiteren Taschen, Schritt nur geknöpft.
Die Hosenbeine sind auch etwas weit geworden, das habe ich später am Schnittmuster angepasst. Aber dafür, dass ich dieses wie erwähnt von einer Maßhose irgendwie selbst abgenommen habe, funktionierte es erstaunlich gut.

So, noch ein paar weitere Arrangements:MarinaraAnzug_08.jpg
Nebenbei bemerkt, die Falte über dem linken Revers kommt irgendwie vom Kleiderbügel, ärgerlich aber verkraftbar bei diesem ja doch ziemlich lockeren Anzug.

MarinaraAnzug_09.jpg

Das Reversknopfloch dürfte eines der mir bisher am besten gelungenen Knopflöcher sein:MarinaraAnzug_Detail_02.jpg

Und zum Abschluss, weil es so schön ist, nochmal ein Foto, auf dem ich persönlich natürlich nur einen Kritikpunkt - oder sagen wir einen Lernfaktor - abgebildet sehe:
MarinaraAnzug_Detail_01.jpg
Schwarze Einlage zur Verstärkung des dünnen, hellen Futterstoffes - Wer erkennt den Fehler?
 
Weiter ging es mit einer Jeans und jetzt mal vorgezogen meinem zweiten Hemd, das erste folgt zusammen mit einem späteren Projekt.
Hosenschnitt wie beim Anzug vorher, den Hemdenschnitt konnte ich ebenfalls einem Maßhemd abnehmen.
Karella_Hanfjeans_02.jpg

Die Jeans besteht aus einem 500 Gramm schweren Hanf-Denim. Sehr angenehmer Stoff, aber natürlich erstmal gewöhnungsbedürftig zu verarbeiten.
Karella_Hanfjeans_01.jpg
Hanfjeans_Detail_01.jpg
Mein erster Reißverschluss, insgesamt etwas grob verarbeitet, aber es ist ja auch ein fetter Jeansstoff :DHanfjeans_Detail_02.jpgHier habe ich mir erlaubt, meine Initialen einzuarbeiten. Fällt hoffentlich nicht so sehr auf.

Das Hemd habe ich aus einem wie ich finde optisch sehr coolen Stoff gemacht, der besteht quasi unter anderem aus einem an Seersucker erinnernden Streifen, der dem Stoff einen ziemlich guten Stand gibt, sodass es mir möglich war, dieses Hemd komplett ohne Einlage zu gestalten. Gebügelt habe ich auch nicht.
Herausforderung hierbei im Gegensatz zum noch folgenden vorangegangenen Hemd natürlich die Musterung des Stoffes.
Karella_Hanfjeans_03.jpgKarella_Detail_01.jpg
Karella_Detail_02.jpg
Karella_Detail_03.jpg
...und schön simple, lockere Manschetten.

Insgesamt bin ich immernoch ziemlich zufrieden mit diesen beiden Teilen.
 
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