Grundsätzliche Stilfragen zu freizeittauglichen Hemden

Bambino

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Liebe Leser,

während es für Hemden im Anzug ja gewisse stilistische Vorgaben zu erfüllen gilt, so scheinen diese Richtwerte in der Freizeitgarderobe doch etwas nebulöser gestaltet zu sein.

Existieren vielleicht dennoch bestimmte Anhaltspunkte, an denen man sich beim Kauf von Freizeithemden grob orientieren kann?

Einfallen würden mir zum Beispiel die folgenden Fragen:

  • Sind Hersteller-Logos auf der Brust erlaubt?
  • Lieber langärmelige (ggf. umgekrempelte) oder doch besser kurzärmelige Hemden tragen? Kurze Hosen sind ja bekanntlich tabu...
  • Welche Hemdfarben sind erlaubt (kein schwarz, braun, etc.)?
  • Sind Brusttaschen legitim oder (wie auch bei Anzug-Hemden) eher verpöhnt?
  • Sind Hemden/Chinos von Boss oder Armani (wie bei Anzügen bekanntlich der Fall) eher als Mainstream verrufen, oder schon durchaus tragbar?

Ich freue mich auf Eure Meinungen! :)

Viele Grüße und besten Dank!
Bambino
 
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Ich finde, Herstellerlogos gehören, wenn überhaupt, als Stickereien an die Manschette. Kurzarmhemden trägt, soweit ich weiß, keiner in diesem Forum.

Meiner Meinung nach sind alle Farben erlaubt, die Dir gefallen. Ich finde gerade schwarz sehr interessant, wenn man einfach ein Businesshemd ohne Krawatte trägt.

Da Brusttaschen eh keinen Nutzen haben, finde ich sie unnötig und gehören daher ans Sakko, aber nicht ans Hemd.
 
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Ich finde, Herstellerlogos sollte man grundsätzlich vermeiden. Schon alleine aus der Erwägung, dass der Hersteller ein Produkt mit seinem Logo ja nicht etwa billiger abgibt, da sich der Träger bereit erklärt, die Herstellerwerbung zu tragen, sondern sich dieses Entgegenkommen des Trägers auch noch von diesem hervorragend vergüten lässt, erscheint es mir für den Träger unvorteilhaft, Waren mit Herstellerlogo zu akzeptieren.
Wenn unbedingt gewünscht, würde ich auf ein kleines Logo achten, davon allerdings dennoch abraten, da sich fast jeder Artikel aufgrund der Vergütung für das Logo, die an den Hersteller zu entrichten ist, mit derselben oder besseren Qualität ohne Logo erwerben lässt.

Ein Hemd benötigt keine Brusttasche. Insofern würde ich auch in der Freizeit darauf verzichten.

Ich würde genauso wenig im Beruf wie in der Freizeit das Hemd hochschlagen oder ein kurzärmeliges Hemd tragen. Warum auch. Wenn Sie Ihre Freizeitkleidung so formell wählen, dass es Ihnen wichtig ist, ein Hemd zu tragen, sollten Sie es korrekt tragen. Sonst können Sie doch als Alternative auch ein weniger formelles Outfit z.B. mit T-Shirt tragen.

Aus derselben Erwägung würde ich auch von farblichen Experimenten absehen. Sie entscheiden sich mit dem Hemd in der Freizeit ja immer für ein formelleres Auftreten. Insofern würde ich auch bezüglich der Farben eher im Bereich der formelleren Kleidung bleiben. Allenfalls die Muster können etwas mehr Gestaltungsfreiheit bieten, Karo z.B.

Insbesondere Boss und Armani sind nicht unbedingt als Qualitätshersteller bekannt. Warum sollten Sie einen erheblichen Preisaufschlag für eine Marke bezahlen, wenn Sie bessere Qualität zum günstigeren oder selben Preis bekommen. Chinos und Hemden der beiden Hersteller sind sicher tragbar. Eine wirklich überzeugende Passform erreichen Sie bei einem Hemd aber eher nicht im Bereich der Konfektionsware. Es sind neben den üblichen Maßen bzgl. Schulter-, Brust- und Bauchweite ja auch noch Kragenweite und Ärmellänge möglichst exakt zu bestimmen. Wenn Sie bereit sind, den Preis eines maßgefertigten Hemdes zu bezahlen, kaufen Sie doch eines, anstatt dem Hersteller den Aufpreis für sein Markenetikett zu bezahlen und mit einem Kompromiss bezüglich der Passform zu leben.
 
Ich finde, Herstellerlogos sollte man grundsätzlich vermeiden. Schon alleine aus der Erwägung, dass der Hersteller ein Produkt mit seinem Logo ja nicht etwa billiger abgibt, da sich der Träger bereit erklärt, die Herstellerwerbung zu tragen, sondern sich dieses Entgegenkommen des Trägers auch noch von diesem hervorragend vergüten lässt, erscheint es mir für den Träger unvorteilhaft, Waren mit Herstellerlogo zu akzeptieren.


Wird von der n-ten Wiederholung nicht richtiger. Du weißt woher genau wie die Kalkulation des Herstellers ohne den Werbeeffekt durch das Logo aussähe? Vielleicht wäre ja ein Olymp-Hemd ohne Logo 2€ teurer, weil der Hersteller statt des "oh, der Chef trägt Olymp, da schau ich beim nächsten Hemdenkauf mal nach" Effektes mehr Anzeigen schalten müsste.

Insofern meine These: Logos verbilligen das Produkt durchaus, zumindest bei Medium-Marken.

P.S. Nicht vergessen den nächsten Daimler ohne Stern zu ordern! ;)
 
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P.S. Nicht vergessen den nächsten Daimler ohne Stern zu ordern! ;)

Nette Idee. Aber im Kern ein richtiger und wesentlicher Kritikpunkt an der DB-Designphilosophie:
Die Einbeziehung eines immer größer werdenden Markenlogos in das Gesamtdesign des Fahrzeugs empfinde ich - übrigens kein DB-Fahrer - als Irrweg.
Aber dabei wird es auch deutlich: Vergleichen Sie A,B, C, E und S-Klasse. Im Gegensatz zu den Übrigen spielt der Stern bei der S-Klasse keine große Rolle. Man könnte ihn tatsächlich weglassen. Und wenn Sie sich zurückerinnern, werden Ihnen die kleinen Plaketten einfallen, die früher den Stern ersetzen konnten. Ich würde auf meinem Benz keinen Stern benötigen.
 
Nette Idee. Aber im Kern ein richtiger und wesentlicher Kritikpunkt an der DB-Designphilosophie:
Die Einbeziehung eines immer größer werdenden Markenlogos in das Gesamtdesign des Fahrzeugs empfinde ich - übrigens kein DB-Fahrer - als Irrweg.
Aber dabei wird es auch deutlich: Vergleichen Sie A,B, C, E und S-Klasse. Im Gegensatz zu den Übrigen spielt der Stern bei der S-Klasse keine große Rolle. Man könnte ihn tatsächlich weglassen. Und wenn Sie sich zurückerinnern, werden Ihnen die kleinen Plaketten einfallen, die früher den Stern ersetzen konnten. Ich würde auf meinem Benz keinen Stern benötigen.



Im Kern an der Argumentation vorbei: müsste das Auto ohne Logo billiger nun sein?

Ich habe ja explizit auf mittlere Marken eingegrenzt: dem Royal Class (Aldi Eigenmarken) könnte die Demonstration peinlich sein und damit Käufer vergraulen. Im Topsegment kann es zum hier vertretenen Effekt kommen (Werbung? Ich? Für das Geld das ich zahle??) - Attolini schreibt seinen Namen auf die Innenseite.

Und dann ist natürlich der Angebereffekt, wo der Käufer zeigen will was er sich leisten kann und hat: Rolex, LV, Porsche, Apple - nicht immer ist Understatement im Premiumbereich das Ziel. Aber das ist dann letztlich Werbung für den Besitzer, nicht für die Marke.
 
Hier werden einige Themen vermischt. Eine Marke und ein entsprechend auf dem Produkt platziertes Emblem können ein Qualitätsversprechen ("Intel inside"), Designelement (Louis Vuitton Embleme auf dem Leder einer Tasche), notwendiges Unterscheidungsmerkmal zur Erkennung des Produkts (Biermarke auf einem Zapfhahn) oder sogar Teil des Produktnamens sein ("Tempo"-Taschentuch).

Es gibt Fälle, in denen das Produkt ohne Markenlogo funktioniert, weil das Produkt für sich spricht. Das funktioniert aber nur, wenn das Design einer einheitlichen Linie folgt und diese Linie für den Betrachter mit der Marke assoziiert werden kann. Eine S-Klasse ohne Stern wäre immer noch eine S-Klasse, weil der Kunde sich hierzulande an das Erscheinungsbild gewöhnt hat. Einen BMW i3 ohne BMW-Emblem und charakteristische "Niere" hingegen würden auch BMW-Fans nicht als BMW erkennen, weil der Designer hier bewusst mit der Markenlinie gebrochen hat.

Dass ein Hersteller ein Markenlogo auf dem Produkt anbringt, bedeutet also nicht zwangsläufig, dass das Produkt minderwertig ist und diese Kennzeichnung unbedingt nötig hat. Jeder bekannte Künstler hat seine Werke signiert und dennoch würde man die Werke vieler Künstler auch ohne Signatur wiedererkennen. Ohne Signatur aber wäre der Künstler gar nicht erst bekannt geworden.

Bei Kleidung und Accessoires ist die Sache besonders schwierig, weil man sie am Körper trägt und sie dementsprechend direkt das äußere Erscheinungsbild gestalten. Aus der S-Klasse steige ich vor dem Restaurantbesuch aus, aber Sakko und Hemd behalte ich an.

Erfolgreiche Marken versuchen ein Stück "Lebensgefühl" zu transportieren und für den ahnungslosen Kunden ein Wiedererkennungsmerkmal zu sein. Produkt A der Marke X passt zu mir, also passt auch Produkt B der Marke X zu mir. Je weniger der Kunde das Produkt einschätzen kann (und Kleidung kann heutzutage leider kaum noch jemand einschätzen), desto relevanter ist dieser Effekt. Umgekehrt gilt: Je sichtbarer das Markenlogo, desto deutlicher gibt der Träger zu, dass er die Qualität des Produkts nicht beurteilen kann. Markenlogos als zur Schau gestellte Inkompetenz.

Auffällig platzierte Markenlogos auf der Kleidung sind üblich, solange es sich um Sportbekleidung handelt. Vielleicht deshalb, weil der Anblick eines markenlogoübersäten Trägers aus dem Spitzensport bekannt ist, oder weil bei Sportbekleidung auch eine sorgfältig ausgetüftelte "Funktion" unterstellt wird (vor allem in Deutschland). Der Träger gibt gerne zu, dass er die genaue Zusammensetzung einer Kunstfaser nicht beurteilen kann, also akzeptiert er ein deutliches Markenlogo. (Analog sind die Markenlogos bei Sportwagen besonders präsent.)

Bei klassischer, eleganter Bekleidung hingegen wird erwartet, dass hochwertige Produkte auch ohne diese Logos ihre Qualität ausstrahlen. Eine elegante Marke verträgt kein knallig platziertes Logo, da dies nicht zu den Werten dieser Marke passen würde: Zurückhaltung, Ästhetik, Reduktion auf das Wesentliche, "innere" Werte. Wer auf eleganter Kleidung ein Markenlogo trägt, signalisiert seine Inkompetenz in der Einschätzung von Eleganz.

Für das Herrenhemd: Kein sichtbares Markenlogo. Ist es ein gutes Hemd, sieht man das auch so. Das heißt aber nicht, dass gleichzeitig das Smartphone, die Uhr, der Sportwagen und das Bier ohne Marke auskommen müssen.
 
Im Kern an der Argumentation vorbei: müsste das Auto ohne Logo billiger nun sein?

Im Kern an Ihrer Argumentation vorbei. Stimmt. Aber Sie dürfen nicht von mir erwarten, dass ich stets auf den Kern Ihrer Argumentation erwidere. Warum auch soll ich das müssen?

Zur Nachfrage aber dennoch:
Zunächst können wir festhalten, dass ein Auto mit großem Stern in meinem genannten vergleich billiger ist, als das mit kleinem. Das spricht dafür, dass Menschen mit kleinem Budget ein größerer Stern tendenziell wichtiger sein könnte. Verglichen mit der Konkurrenz halte ich die Autos mit dem großen Stern in der Tat für zu teuer. Es könnte auch dafür sprechen, dass der Konzern selbst nicht wirklich hinter der verkauften Qualität steht und als entschuldigende Dreingabe einen größeren Stern anbietet. Ich denke, je größer der Stern, desto günstiger sollte der Preis sein. Man macht den Kunden ja zum Werbeschild.

Es bleibt Ihr geschätzter Einwand im Kern jedoch typische eristische Dialektik. Indem Sie das Thema von Markenlogos auf dem Oberhemd hin auf die Kategorie Fahrzeuge erweitern, die typischer Weise von keinem gängigen Hersteller ohne ein sichtbares Markenlogo geliefert werden, führen Sie die Diskussion auf einen Punkt, der gar nicht Teil der Debatte war. Sie hoffen vielleicht, es fällt nicht auf. Oder es fällt Ihnen selbst tatsächlich nicht auf. Mir schon, weshalb ich mir erlaubt hatte, wie von Ihnen nun beklagt, auf den angeblichen Kern der Argumentation nicht zu erwidern. Ihr Kern war nämlich ein anderer als der des Fragestellers.
 
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