Formalitätsgrad von Krawatten

Abgesehen vom hohen Formalitätsgrad würde man eine Glencheck-Krawatte doch eher in einem festlichen Kontext anziehen und nicht unbedingt zu einem Vorstellungsgespräch oder Geschäftsmeeting, oder?

art05
 
Ehrlich gesagt, verstehe ich den Sinn der Fragen nach formell und Einsatzgebiet nicht so ganz - worauf zielen die Fragen definitiv ab?
Auf so eine Art Regelwerk: Was trage ich zu welchem Anlass?

Mit den gewählten Bezeichnungen und deren Reihenfolge gehe ich ebenfalls nicht so ganz d'accord, und es gibt zu viele Möglichkeiten eine schöne Krawatte zu machen als dass man all deren Tragegelegenheiten kategorisieren könnte.

Gewebt - glatt, erhaben oder/bzw. Jacquard oder Moirée
Gestrickt
uni - gemustert
uni - glatt oder erhaben
gemustert - ein sich regelmäßig wiederholendes Muster oder ...
welches Muster/Darstellung
....

Für mich ergeben die Fragen viel zu viele mögliche Antworten....
 
Ehrlich gesagt, verstehe ich den Sinn der Fragen nach formell und Einsatzgebiet nicht so ganz - worauf zielen die Fragen definitiv ab?
Auf so eine Art Regelwerk: Was trage ich zu welchem Anlass?

Ja.

Mein Eingangspost sollte keine abschließende Liste sein, sondern zur Diskussion anregen, um Einsteigern wie mir eine grobe Orientierungshilfe zu geben.
 
Mit Verlaub, damit wäre Mann wieder bei des Deutschen liebstem Kind, den Gesetzen, Verordnungen und Regeln!

Ich mach Dir ein paar Vorschläge:
Wo, wie und warum kaufst Du eine Krawatte? Warum gerade diese und nicht die andere? Was gefällt Dir an diesem Stück ganz besonders?

Warum ziehst Du an diesem Tag gerade dieses Ensemble an, Hose, Sakko bzw. Anzug und Hemd?
Machst Du Dir dabei Gedanken, und wenn ja, welche?
Unterscheidest Du zwischen einem Termin mit der Bank, weil Du einen Kredit für den Neukauf eines Hauses benötigst, einem Kundentermin, einem Gerichtstermin, einem Behördengang als Bittsteller.....?
Oder trägst Du nur einen Langbinder, weil Mann das in dem Job und der Position nun mal so macht?
Banker, Makler....

Wenn Du Dir diese Frage beantworten kannst warum Du was wann und zu welchem Anlass/Situation trägst, dann zum Schluss die Königsfrage:
Was willst Du mit Deiner Krawatte ausdrücken, wie willst Du wirken und welchen Eindruck soll Dein Gegenüber gerade nicht von Dir bekommen?
Wie fühlst Du Dich gerade (vor im Termin/wenn Du daran denkst)?
Wonach steht Dir der Sinn? Gutgelaunt? Lust auf dieses oder jenes Motiv?

Danach wählst Du dann die Krawatte aus! Du bist Du und stehst dazu!
Kann auch sein, dass Du danach wieder ein anderes Hemd, ein anderes Sakko... anziehen musst.

Zum Training:
Schau Dir mal in der City andere Schlipsträger an und rate mal, was die so beruflich machen....
Dann wirst Du bemerken wonach Du schaust, um sie einzuordnen - ob Dein Eindruck stimmt, spielt absolut keine Rolle!
Es kommt ausschließlich darauf an, was Mann mit seinem jeweiligen Outfit, und dabei speziell mit der Krawatte,
bei anderen, in dem Fall Dir als stillem Beobachter, an Eindruck hinterlässt.
 
Das ist hier leider überhaupt nicht hilfreich, denn gerade der Anfänger kann nicht einschätzen, warum im konkreten Fall diese oder jene Wirkung bei ihm erzielt wird. Das ist der zweite Schritt vor dem ersten. Denn bevor ich mein Ensemble sinnvoll zusammenstellen kann, brauche ich ein Grundverständnis.

Ähnlich wie die Wirkung zu schmaler Revers. Irgendwie nicht stimmig, aber man muss erstmal drauf kommen, woran es liegt.
Es ist einfacher, zuerst eine grobe Richtung zu haben und sich diese dann in der Praxis zu bestätigen oder zu wiederlegen.

Daher bitte ich, in diesem Thread dabei zu bleiben. Das Ziel ist, dass der Anfänger sich zu bestimmten Anlässen grob orientieren kann.
 
"First learn the rules, then break them" - wie soll das funktionieren, wenn die Grundlagen nie definiert wurden? Dass sich jemand in Kenntnis der jeweiligen Formalitätsgrade bewusst oder aus dem Bauchgefühl heraus nicht an sie hält, bedeutet nicht, dass es die Formalitätsgrade nicht gibt. Ich finde die Liste hilfreich und interessant.

Das hat übrigens nichts mit deutscher Regelfreude zu tun, denn gerade in Deutschland werden diese Regeln überhaupt nicht beachtet und die meisten Länder der westlichen Hemisphäre sind in Kleidungsfragen regelfreudiger als Deutschland. Es steht jedem frei, sein Outfit entlang oder entgegen dieser Regeln zusammenzustellen. Den meisten Deutschen würde ein wenig Bekleidungskunde aber sehr helfen, dann wären ihnen vielleicht die zahlreichen Graustufen zwischen "ich trage Krawatte, weil formal" und "ich bin heute locker, also trage ich keine Krawatte" einfallen und sie würden darunter etwas anderes verstehen als die säuferisch auf halbacht runtergezogene Krawatte.

Zur Eingangsfrage:

1. einfarbige Seide
2. bedruckte Seide

Ich halte einfarbige Seide nicht für formaler als bedruckte Seide. Es kommt auf die Farben und die Muster an. Eine einfarbig rote Seidenkrawatte ist nicht formaler als eine rote mit feinen weißen Punkten.
 
Bedruckte Seide würde ich auch noch nach Muster und Farben differenzieren. Das geht dann je nachdem zu Anzug und Kombination. Oder liege ich da falsch?
 
Den Formalitätsgrad nur an der Struktur festzumachen, ist nicht zielführend. Eine dunkelblaue Garza Grossa ist in meinen Augen formaler als eine z. B. orangene Seidentwill.
 
Natürlich müsste man im Nachgang nach Farben und Mustern sortieren. Erstmal gilt natürlich "unter sonst gleichen Bedingungen".

Also nehmen wir gedanklich einfach mal Bordeaux und für Muster hellblau und spielen die Reihenfolge damit durch.
 
Selbst wenn man nur die Struktur bei gleichen Farben betrachtet, halte ich eine grundsätzliche Einteilung für nicht möglich. Z. B. sieht zu einem sehr flauschigen Flannell- oder Kaschmiranzug eine einfarbige Seidentwillkrawatte, die evtl. noch leicht glänzt, in meinen Augen deplatziert aus, selbst wenns formal sein soll.
 
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