Erfahrungsaustausch zur Korkausballung und Ausbildung des Fußbettes

Vorticella

Member
Hallo Zusammen,

mir ist aufgefallen, dass sich das Fußbett in meinen Schuhen zum Teil sehr unterschiedlich ausbildet und damit auch der Tragekomfort sehr unterschiedlich ist.

Zuerst dachte ich es liegt bei gleicher Machart ausschließlich an der Qualität des Schuhs (bzw. der Dicke der Korkschicht im Schuh). Das heißt, bei einem hochwertigen Schuh müsste sich das individuelle Fußbett gut oder zumindest deutlich besser ausbilden als bei einem Schuh der Mittelklasse. Doch da bin ich mir mittlerweile nicht mehr ganz sicher.

Hier mal meine Erfahrungen zu einigen Schuhen:

C&J (handgrade-collection) mit 1-facher Ledersohle rahmengenäht: gute bis sehr gute Ausbildung des Fußbettes

PrimeShoes goodyear-weltet mit 1-facher Ledersohle: sehr gute Ausbildung des Fußbettes

Dinkelacker mit 2-facher Ledersohle rahmengenäht: keine bis sehr geringe Ausbildung des Fußbettes

Lendvay&Schwarcz mit Gummisohle (blake-rapid-verfahren): keine bis sehr geringe Ausbildung des Fußbettes

Church´s mit 1-facher Ledersohle rahmengenäht: gute bis sehr gute Ausbildung des Fußbettes

Fazit:
Das Fußbett des PrimeShoe hat sich am besten ausgebildet. Dieser Schuh war im Vergleich zu den anderen interessanterweise am "preiswertesten". Danach folgen C&J und Church´s. Beim Dinkelackerschuh hat sich so gut wie gar kein Fußbett ausgebildet, obwohl Dinkelacker hinsichtlich Qualität + Preis in der oberen Liga mitspielt. Beim Lendvay&Schwarcz weiß ich nicht, ob aufgrund der anderen Machart überhaupt eine Korkschicht vorhanden ist.

Was habt Ihr für Erfahrungen gemacht? Woran liegt es, dass sich bei vermeintlich hochwertigen Schuhen wie z.B. Dinkelacker kaum ein Fußbett ausbildet? Variiert die Dicke der Korkausballung je nach Hersteller sehr stark oder liegt es eventuell auch an der Qualität des Korkes selbst?

Viele Grüße

Vorticella.
 
Es bildet sich kein Fußbett, die Korkschicht wird nur komprimiert, besonders an den Stellen, wo viel Druck erzeugt wird. Den "Abdruck" deines Fußes in der Brandsohle verwechselst du hier mit einem Fußbett.
Plakativ gesprochen: Weniger Kork ist besser, Einsinken ist schlecht, ein tiefer Abdruck spricht für eine (zu) dünne Brandsohle.
Dass die Dinkelacker mit Doppelsohle steifer sind sollte nicht überraschen. Hier sinkst du aber nicht so ein, da sie handgenäht sind und nicht so viel Korkfüllung wie ein GYW Schuh brauchen.
Ähnlich bei den BlakeRapid.

Urban bitte korrigiere mich, soweit ich mich irre.
 
ah okay. Das heißt, die Qualität bzw. die Dicke der Brandsohle ist also mit entscheident?!

Obwohl das für mich letztendlich keine große Rolle spielt. Ich empfinde ein gut individuell ausgebildetes Fußbett angenehmer. Der Schuh ist ingesamt "weicher" und der Fuß sitzt irgendwie besser.
 
Ja, sehr sogar.

Das was du hier unter Fußbett verstehst, ist streng genommen nur eine Unzulänglichkeit von maschinengenähtem GYW, da viel Kork für den Aufbau benötigt wird.
Sprich: deine CJ, PrimeShoes und Churchs.

Die richtige Bettung des Fußes erfolgt durch den passenden Leisten und eine Gewölbeunterstützung (arch support). Das hat mit Kork aber nix zu tun. Zumindest soweit wir nicht über orthopädische Schutzzurichtung sprechen.
 
Das fussbett ist marketingsprech für "irgendwas muss da ja rein, auch wenn's eigentlich keine gute sache ist. Lasst uns wenigstens nem netten namen dafür finden"
Ich habe mal einen goodyear genähten schuh im Fertigungsprozess gesehen. Zu dem Zeitpunkt war nur der rahmen angenäht. Noch keine korkausballung, gelenkfeder o.ä.drin
Der niveauunterschied zwischen Brandsohle und rahmenkante betrug stellenweise n guten centimeter. Selbst wenn das noch geklopft wird, bleiben mit Sicherheit 6-8mm lügt, die mit kork aufgefüllt werden muss
 
ah okay. Das heißt, die Qualität bzw. die Dicke der Brandsohle ist also mit entscheident?!

Obwohl das für mich letztendlich keine große Rolle spielt. Ich empfinde ein gut individuell ausgebildetes Fußbett angenehmer. Der Schuh ist ingesamt "weicher" und der Fuß sitzt irgendwie besser.
Dass der Schuh sich „weicher“ läuft hat mit dem Fußbett wiederum nichts zutun. Wenn sich deine Zehen in der Brandsohle abzeichnen, bekommt man das Gefühl, dass die Schuhe besser passen, quasi an den Fuß angepasst sind. Zumindest geht mir es so. Die Brandsohlen variieren in der Dicke je nach Hersteller. Teilweise sehr dünn, bei anderen ordentlich dick. Nach meiner Erfahrung, also von Schuhen der mittleren bis zur teuren Preisklasse lässt sich dies beobachten. Ob sich ein Schuh „weich“ gehen lässt, hängt vor allem mit der Machart zusammen. Pauschal kann man da nur schwer ein Urteil fällen. Ohne Textilklebeband (GYW) läuft es sich flexibler. Dazu kommt aber noch die Sohlendicke, die wesentlich zur Steifheit der Sohle beiträgt. Handgemacht ist eben nicht gleich handgemacht. Dinkelacker sind wohl mit die steifsten Schuhe, die ich kenne. Da empfindet jeder anders.

Zur Info:
https://www.bestofbest-mode.com/showthread.php/11-Die-Machart
 
Ich empfinde dass laufen auf dem Kork also GYW als angenehmer als bei Blake wo absolut keine Dämpfung vorhanden ist.
So brauche ich bei Blake eine zusätzliche Einlegesohle, dann geht’s einigermaßen.
So ganz finde ich also kann man dieses Fußbett von GYW nicht als Marketing abtun.
 
Wer selbst nur die bekannten britischen Marken trägt, kann es aus eigener Erfahrung eben nicht weiterverbreiten und wiederholt nur das Gerede von anderen. Ich finde es grundsätzlich nicht völlig schlecht, wenn Schuhe eine dünne Korkausballung haben. Diese ist ja auch bei teuren Maßschuhen meistens unter der Brandsohle. Man muss allgemein nur unterscheiden zwischen Flexibilität und „Weichheit“ beim Gehen. Der Gehkomfort ist ja nur ein Gesamtgefühl der verschiedenen Parameter.

Es ist allerdings falsch, dass die Zehen einen spürbaren Einfluss auf den Kork unter der Brandsohle hat. Der Kork „geht“ immer wieder in die Uraprungsposition zurück. Die Zehen zeichnen sich nur in der Brandsohle ab. Dies hat ebn nichts mit dem Kork zutun. Nachher mache ich eventuell mal din Bild vom Innenraum meiner Schuhe, die überhaupt kein Kork haben (ja, sowas gibts es auch, obwohl es keine Blakes sind).
 
Es ist allerdings falsch, dass die Zehen einen spürbaren Einfluss auf den Kork unter der Brandsohle hat. Der Kork „geht“ immer wieder in die Uraprungsposition zurück.

Das ist falsch, es gibt genug geöffnete Schuhe im Internet bei denen man die Korkausballung nach einigen Jahren sieht und das die sich sehr wohl mit der Zeit verschiebt.

Ich trage zwar keine Schuhe die in italienischen Dörfern gefertigt wurden, aber die Redtouques sollten vergleichbar sein. Die DA oder Vass auch nicht so weit davon entfernt. Der Bohei, der da um die "handgemachten" gemacht wird, ist auch nichts anderes als Marketing.
Der Qualitätssprung von einem Deichmann zum Lloyd zum L&M (Meermin, SP whatever) ist deutlich größer als der von einem Loake zu C&J oder nachfolgend C&J zu Vass oder am ende von Vass zu den Handgemachten ohne Gemband.
Ist der Sprung vorhanden ? Ja. Ist er deutlich fühlbar ? Bei einem Deichmann zu Lloyd ja, von Lloyd zu SP Ja aber weniger, genauso von SP zu C&J. Bei einem C&J handgrade bemerke ich am Fuß aber keinen Unterschied zu einem Vass und auch nicht zu einem Redtonque.
Da ist bei vielen Einbildung halt auch eine Bildung ;)
 
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