Ein Meister der sie fertigt. Ein Kenner, der sie trägt [Sinn & Zweck dieses Forums]

Von Prozessoptimierung gehe ich aus aus. Wenn aber die tradierte, aus Erfahrungswerten gewonnene Zeit halbiert wird, gehe ich davon aus, dass die Veränderung des Produkts messbar und relevant ist. Vielleicht kann ein Experte des Fertigungsprozesses mehr dazu sagen.
 
Ich habe recht alte Modelle(Stempel innen noch längs) und viele neuere Modelle, meist Rio.
Die Schuhe sind hohen Belastungen ausgesetzt da ich gute 130kg habe und ich kann keine qualitativen Unterschiede vom Leisten oder der Rendenbach feststellen.
Ich habe die letzten 20 Jahre auch andere namhafte Hersteller getragen, aber egal ob von USA, Frankreich oder England... keine kamen mit dem Gewicht so gut klar wie der HD Rio!
 
Bedauerlich finde ich, dass die Zeit, die der Schaft auf dem Leisten ruhen darf, offenbar von 15 Tagen auf max. 6 Tage verkürzt wurde.
Früher:

Aktuell auf der HD-Seite:


Ich mag HD, aber das ist für mich ein Rückschritt. Dennoch wäre ich vorsichtig, das auf Shoepassion zurückzuführen. Zudem gibt es Qualitätseinbußen bei den Zulieferern, auf die HD nur begrenzt Einfluss hat, z.B. Verkürzung der Grubengerbung bei Rendenbach von 24 auf max. 6 Monate.

Sic transit gloria mundi. ;-) Ist aber wohl ein allgemeiner Trend, der sich nicht auf HD beschränkt.

Da liegt ein Missverständnis vor. Es braucht etwa 15 Tage bis ein Schuh alle Arbeitsschritte durchlaufen hat und fertig ist. Davon ruht er 6 Tage allein auf dem Leisten. Die Schuhe werden auch nach der Übernahme durch Shoepassion noch genau so hergestellt wie vor der Übernahme.

Die Unterschrift im Schuh übrigens stammt von dem Schuhmacher, der den Schuh zuletzt in der Hand hatte und die Qualitätskontrolle vollzog. Mit seiner Unterschrift steht er für einen tadellosen Schuh ein.

Schritte die zuvor von Hand durchgeführt wurden von ihm und seinen Kollegen (Auswahl)

- Einleisten
- Zwicken
- Risslippe
- Einstechen, Vernähung & Flechten des Rahmens (im Fall des Zopfrahmens)
- ggf. Montage des Spitzeneisens
- Nagelung
- Dopplung
- Finish
 
Danke für die ausführliche Antwort. Ich weiß eure Kommunikation hier im Forum sehr zu schätzen.

Von einem Missverständnis würde ich nicht reden. Der zitierte englische Text bezieht sich klar auf den eingeleisteten Zustand. Und in der HD-Broschüre "Das Schuhwerk" aus 2014 steht:
So werden alle Schuhe über bewährte Leisten, auf denen sie dann mindestens 15 Tage und nicht, wie bei der industriellen Fertigung, oft nur 45 Minuten verbleiben, handgezwickt und rahmengenäht, was eine jahrzehntelange Formstabilität garantiert.

Ich behaupte ja nicht, dass SP etwas geändert hat. Vielleicht hat man die Ruhezeit vor der Übernahme verkürzt, oder die Zahl wurde im falschen Kontext verwendet. Den Schaft für ca. 2 Wochen auf dem Leisten zu lassen, ist aber meines Wissens nicht im Bereich des Unrealistischen und wird von einigen Schuhmachern so gehandhabt.

Die Unterschrift im Schuh wird ja neuerdings mit Datum gesetzt. Das gestempelte Datum auf der Innenseite der Zunge ist weiterhin vorhanden, liegt aber 2 Wochen später als das handgeschriebene. Das ließ mich annehmen, dass die Signatur nicht der letzte Akt in der Schuhfertigung ist.
 
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