Down-dressing in der neuerlichen Geschichte der Kleidung...

Linetti

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Seit vielleicht sogar schon einigen Wochen schwirrt ein Gedanke unermüdlich durch meinen Kopf:

Alles wird causaler.

Während man zu Beau Brummels Zeiten noch im Frack aus dem Hause ging, dann diesen irgendwann in die Nachtstunden verbannte und von nun an im Anzug bzw. Cut bzw. Stresemann am Tage das Haus verließ, quillt heutzutage das, was seinen Anfang im 19. Jhdt nahm und eigentlich unters Hemd gehört, nach außen und kein Mensch nimmt Anstoß daran. Und in weiterer Folge stirbt auch mit gewisser Geschwindigkeit der Frack auf den Bällen Österreichs aus. Und wer, außer sicherlich viele Mitgleider der bekannten Stilforen, hat dieser Tage noch einen Stresemann oder einen Cut zuhause hängen? Ich sehe die schlimmste anzunehmende Entwicklung darin, dass die breite Maße in Zukunft in Boxershort und Unterhemden herum laufen wird.

Infolge des Gedankens von oben habe ich beschlossen, dass ich mir bald, nachdem ich das erste Mal einen Schneider besucht habe, selbigen mit einem Stresemann beauftragen werde. Overdressed hin oder her. Mit herrlich farbenfrohen, verschiedenreihigen Westen, sämtlichen Streifenarten an der Hose etc. Nette Vorstellung...

Wie seht ihr das Thema?

mfG
Alexander C.
 
Seit vielleicht sogar schon einigen Wochen schwirrt ein Gedanke unermüdlich durch meinen Kopf:

Alles wird causaler.

Während man zu Beau Brummels Zeiten noch im Frack aus dem Hause ging, dann diesen irgendwann in die Nachtstunden verbannte und von nun an im Anzug bzw. Cut bzw. Stresemann am Tage das Haus verließ, quillt heutzutage das, was seinen Anfang im 19. Jhdt nahm und eigentlich unters Hemd gehört, nach außen und kein Mensch nimmt Anstoß daran. Und in weiterer Folge stirbt auch mit gewisser Geschwindigkeit der Frack auf den Bällen Österreichs aus. Und wer, außer sicherlich viele Mitgleider der bekannten Stilforen, hat dieser Tage noch einen Stresemann oder einen Cut zuhause hängen? Ich sehe die schlimmste anzunehmende Entwicklung darin, dass die breite Maße in Zukunft in Boxershort und Unterhemden herum laufen wird.

Infolge des Gedankens von oben habe ich beschlossen, dass ich mir bald, nachdem ich das erste Mal einen Schneider besucht habe, selbigen mit einem Stresemann beauftragen werde. Overdressed hin oder her. Mit herrlich farbenfrohen, verschiedenreihigen Westen, sämtlichen Streifenarten an der Hose etc. Nette Vorstellung...

Wie seht ihr das Thema?

mfG
Alexander C.

Da hatten wohl zwei den gleichen Gedanken.

lg Algy
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich kann solche Dinge wie das kollektive Flip-Flop-Phänomen auch nur schwerlich nachvollziehen. Kleidung ist doch nicht nur Ausdruck einer inneren Überzeugung, sondern auch des Respekts und der Wertschätzung gegenüber seinen Mitmenschen. Wenn jemand in Turnschuhen und zerrissener Jeans in die Oper geht, dann lässt das doch eigentlich nur zwei Schlussfolgerungen zu: Entweder hat er überhaupt keine Ahnung oder er bekundet damit seine tiefe Respektlosigkeit gegenüber den anderen Gästen und seine Geringschätzung der Leistung der Sänger und Orchestermusiker. Um so mehr sind diejenigen gefordert, die sich nicht beirren lassen und das pflegen, was sich in oftmals jahrhunderte langer Übung als „klassischer Stil“ herausgebildet hat. Übrigens geht mit dem Verfall der Kleidungskultur m.E. auch ein Verfall des Benehmens einher.
 
Ich glaube, man muss die Dinge differenzierter sehen...

Das Thema "Oper" und "Jeans" finde ich, wie mein Vorredner, auch ein No-Go. Es gbit gewisse Formen der Unterhaltung, die ein dementsprechendes Pendant in der Kleidung nötig machen...niemand würde auf eine Beerdigung gehen, und dabei einen roten Anzug und eine knallige Krawatte tragen...
Deswegen sind Jeans in der Oper, wo es um weit mehr geht als Schauspielern bei der Darbietung von Gesang und Schauspiel zu lauschen, nicht erlaubt.

Hingegen sehe ich z.B. keinen Grund, jemanden nur aufgrund der Tatsache, dass er used-denim trägt, den Sinn für Stil abzusprechen. Stil drückt sich meines Erachtens nicht nur in der Wahl einzelner Kleidungsstücke aus, sondern in der Kombination verschiedener Stile, die immer auch als Ausdruck einer ganz bestimmten Persönlichkeit dienen sollen. Will sagen: ein Mann mit used-Jeans, einem gut sitzendem Hemd und Sakko + Einstecktuch sieht allemal besser als ein Anzugträger, der keinen Sinn für Kombinationen hat und dem der Anzug 3 Nr. zu groß ist...
 
Das Thema "Oper" und "Jeans" finde ich, wie mein Vorredner, auch ein No-Go. Es gbit gewisse Formen der Unterhaltung, die ein dementsprechendes Pendant in der Kleidung nötig machen


Wenn die Lockerung der Kleidungs-'vorschriften' dazu führt, dass Kultur auch Gesellschaftsschichten zugänglich wird, in denen Anzug, Smoking oder gar Frack selten sind, bin ich absolut dafür!

Schließich sollten Oper, Theater etc. kein Vergnügen für elitäre Kreise sein, sondern zur kulturellen Erbauung des Volkes dienen.
 
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