Des Prinzen geflickte Kleider....

Quod licet Iovi, non licet bovi gilt immer noch.

Das deuten wir jetzt bezogen auf das Verhältnis Prince Charles - David Cameron aber nicht als politisches Statement ! Sonst müsst ja um die demokratische Grundeinstellung gefürchtet werden. ;)

Der zukünftige Karl III. beweist selbst mit dem hier gezeigten Outfit genügend Stil, um die geflickte Tasche zur liebenswürdigen Exzentrik zur reduzieren.

Genau das: liebenswürdige Exzentrik. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass man im politisch völlig unglamourösen Deutschland eine gewisse Verehrung für die britische Monarchie hegt (trotz der rassistischen Ausfälle des Duke of Edinburgh oder des Sexuallebens von Lady Diana Spencer, von Edward VIII oder der Queen Mum ganz abgesehen). Aber in der britischen Wahrnehmung ist der Prince of Wales ein politischer Repräsentant, den man weniger ob seines Stilbewusstseins schätzt, sondern den man wegen seiner Fortschrittsfeindlichkeit, seiner Arroganz und seines horrend teuren Lebenswandels kritisch beäugt. Wenn sich dieser "liebenswürdige Exzentriker" Spleen-behaftet geriert, wird ihm das hier um Forum sicher nachgesehen, weil wir unser Augenmerk auf Einstecktuch und Knopflochblume, aber nicht auf seine politische Agenda legen (die er eigentlich auch nicht haben dürfte), aber die gewöhnliche Bevölkerung von Yorkshire hat möglicherweise eine andere Einstellung zu einem solchen Auftreten.

Nur wer die Regeln kennt darf sie brechen.

Auch das eine mehr für das Forum als für die Allgemeinbevölkerung geltende Regel. Davon abgesehen, dass mir keine Regel über die Integrität von Oberbekleidung bei Publikumskontakt erinnerlich ist, besagt diese Regel, dass man Regeln brechen darf, aber nicht muss. König Juan Carlos oder der Tenno, die stilistisch als auch rangmäßig in derselben Liga wie Prince Charles spielen, sind mir jedenfalls noch nie wegen ihrer reparierten Kleidung aufgefallen - vielleicht weil ihre Kultur das weniger als "sympathisch" als vielmehr als "missachtend" ansehen würde...?

Oder um Seneca zu zitieren (Epistula moralis ad Lucilium 5):
Doch füge ich die Warnung bei, dich nicht durch das Beispiel derer, die nicht sich innerlich fördern, sondern nur die Augen auf sich ziehen wollen, verleiten zu lassen, dich durch Kleidung und Lebensweise auffällig zu machen.
 
MMHM, Seneca. In speichelleckerischer Weise Satiren über Vorgängermachthaber schreiben - nicht den Mumm haben, sich den Selbstmordbefehlen übergeschnappter Schülerpotentaten zu widersetzen - aber schlaue Ratschläge geben?:D
Bleib mir mit dem vom Leibe!:p

Grüße Zieten
 
Wie ich bereits schrieb, sehe ich das ähnlich.

Bei dem gegenständlichen Foto handelt es sich ja auch nicht um eine professionelle Reparatur, sondern um das, was es eben ist: ein Flicken, weil der Anzug gerade gebraucht wurde.

Da jetzt etwas hineinzuinterpretieren ist wieder typisch deutsch. Hier haben sich die Leute, auch die "Nichtroyalisten" darüber amüsiert, ohne es bierernst zu nehmen. So mancher Landadliger sieht genauso aus, da werden Tweedsakkos aus den 30er Jahren getragen. Warum nicht? Es wird heute schwerfallen, selbst unter Einsatz der entsprechenden finanziellen Mittel, derart hochwertige Kleidung mit dieser Verarbeitung "neu" zu kaufen.
Hier im Forum geben Leute viel Geld aus und investieren massig Zeit, um "uralte" Klamotten zu bekommen, deren Qualität allgemein gelobt wird.

Wenn ich diese Sachen dann auch wirklich trage, also benutze, bleibt Verschleiss und auch mal eine Macke nicht aus - soll ich einen liebgewonnenen, tollen Anzug dann wegwerfen? Wir sind uns sicher einig, das mit der entsprechenden fachmännischen Reparatur dieser Riß nicht mehr zu sehen sein wird.
Ian Flemming, der Duke of Windsor, Cary Grant - die Liste derer, die qualitativ hochwertig kauften und dann erwartet haben, das die Sachen ein Leben lang halten ist endlos. Und das ist dann wirklich Stil.
Ist es nicht merkwürdig, das das Alter des Anzugs nur deshalb auffiel, weil er gestopft ist? Das er ansonsten als gutgeschnittener, hochwertiger Anzug auffällt.
Man mag es Marotte nennen oder skurril, aber Prince Charles hat zumindest seinen eigenen Stil, dem er treu ist, in dem er sich wohl fühlt und der authentisch ist.

Der Tenno oder Juan Carlos sind unzureichende Beispiele. Der eine tritt selten in der Öffentlichkeit auf und wenn, dann in der asiatischen Uniform aus dunkelblauem Anzug mit einfarbiger Krawatte, der andere ist ein von Volkes Gnaden ernannter König. Die Windsors haben sehr wohl eine politische Funktion, schon allein als Oberhaupt des Commonwealth und stehen viel mehr im Fokus des öffentlichen Interesses in GB als das bei anderen Monarchien der Fall ist. Der Brite zieht immer noch einen großen Teil seines Selbstverständnisses aus dem Königshaus. Umso freudiger wurde hier aufgenommen, das auch die Royals "menscheln".
 
Würden wir anderen Figuren des öffentlichen Lebens, Frau Merkel oder selbst Mr. Cameron Flicken auf dem Jackett so leicht durchgehen lassen ?

Wenn sie das auf die gleiche selbstverständlich lässige Art wie Prince Charles tragen: Selbstverständlich.
Aber zumindest bei Frau Merkel würde ich bezweifeln, daß sie das könnte. Daher würde es bei ihr - im Gegensatz zu Charles - nicht gut aussehen. Es kommt halt nicht nur darauf an, was man trägt, sondern auch wie.
 
König Juan Carlos oder der Tenno, die stilistisch als auch rangmäßig in derselben Liga wie Prince Charles spielen, sind mir jedenfalls noch nie wegen ihrer reparierten Kleidung aufgefallen - vielleicht weil ihre Kultur das weniger als "sympathisch" als vielmehr als "missachtend" ansehen würde...?
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naja, die Kleidung von Elefantenjäger Hans-Karl von Bourbon mag impeccable sein, ob es allerdings von gutem Stil und vor allem Gefühl für die Volksseele zeugt, sich mit Geliebter, welcher nebenbei noch eine Luxusvilla auf Staatskosten zugehalten wird, teure Safaris von zwielichtigen Geschäftsleuten "sponsoren" zu lassen, will ich doch eher bezweifeln .....
 
naja, die Kleidung von Elefantenjäger Hans-Karl von Bourbon mag impeccable sein, ob es allerdings von gutem Stil und vor allem Gefühl für die Volksseele zeugt, sich mit Geliebter, welcher nebenbei noch eine Luxusvilla auf Staatskosten zugehalten wird, teure Safaris von zwielichtigen Geschäftsleuten "sponsoren" zu lassen, will ich doch eher bezweifeln .....

Wenn wir so argumentieren, ist der gute Charles auch alles andere als stilvoll, angefangen bei seinen außerehelichen Verhältnissen, seiner Verunglimpfung von wissenschaftlichen Erkenntnissen, seinem unverhältnismäßig teuren Lebenswandel in Zeiten nationaler Rezession, seiner Verachtung für Subalterne und seiner Doppelmoral bezüglich der Ökologie. Da rettet ihn auch nicht seine so sympathischen Flickschusterei.

Und während Spanien Juan Carlos nichts weniger als die Demokratie verdankt, die dieser unter Verlust seines persönlichen Status durchgesetzt hat (soviel zum hier bereits herabgewürdigten "König von Volkes Gnaden") ist Charles gesellschaftspolitisch absolut bedeutungslos.

Meine Herren, Prince Charles hat auch mit geflickten Anzügen/Schuhen immer noch mehr Stil als alle iGent-Lemminge zusammen.

Einspruch ! Noch nicht einmal annähernd...
 
Und während Spanien Juan Carlos nichts weniger als die Demokratie verdankt, die dieser unter Verlust seines persönlichen Status durchgesetzt hat (soviel zum hier bereits herabgewürdigten "König von Volkes Gnaden") ist Charles gesellschaftspolitisch absolut bedeutungslos.

PR-Berater der Bourbonen?

Tatsache ist, Juan Carlos ist/war ein schlauer Opportunist, welcher sich dazu hingab dem faschistischen Movimiento Nacional Treue zu schwören, worauf er von Franco zu seinem Nachfolger ernannt wurde, danach bis zum Tod des Diktators diesen bei jeder Gelegenheit lobpries, im Geheimen aber Gespräche mit der Opposition führte und einmal als König eingesetzt, die Zeichen der Zeit erkannte und vorher verbotene Parteien zu- und Wahlen abhalten lies (widrigenfalls er, seien wir ehrlich, wohl früher oder später vom Volk zum Teufel gejagt worden wäre ....)
etwas Standfestigkeit zeigte er immerhin als im Februar 1981 Teile der Guardia Civil einen Staatsstreich versuchten und er im TV den demokratischen Prozess als alternativlos pries ...

die Elefantenjagd halte ich für abstossend (zumal von einem Ehrenpräsidenten des WWF), die Geliebte kreide ich ihm nicht an und da ist er sicher in guter Gesellschaft .... nur im Umgang mit der Geschichte wohl altersbedingt nicht mehr ganz geschickt ....

das aussereheliche Abenteuer von Charles ist sicher auch nicht schön, immerhin hat er sich dann aber von seiner Prinzessin der Herzen getrennt (vielleicht etwas verspätet) und so einigermassen reinen Tisch gemacht ....
 
PR-Berater der Bourbonen?

Wäre dringend nötig... ;)

Auch auf die Gefahr hin, hier noch weiter vom Flicken abzukommen: Wenn Juan-Carlos als Stilvorbild nicht genehm ist, würde ich dann doch den Tenno vorschlagen, wenn auch gegen ihn hier schon Vorbehalte vorgebracht wurden (seltene öffentliche Auftritte, und dann in der asiatischen Uniform).

Er ist bescheiden, zurückhaltend, eine Kapazität im Bereich der Ichtyologie und hat gegen die Widerstände der Traditionalisten die Hochzeit mit seiner Frau durchgesetzt, mit der er seit über 50 Jahren in einer skandalfreien Ehe verheiratet ist. Und wem das nicht genug ist: er ist immer tadellos gekleidet: Morning Coat für offizielle Anlässe und sehr geradlinige, in aller Regel zweireihige Anzüge für alles andere. Kein bisschen Spleen, kein bisschen halbseidene Extravaganz - kleidungstechnisch der Prince Philip Ostasiens...;)

So geht Stil !
 
@Morano: Warst du schon mal länger als zwei Wochen in Britannien? Komm mal hierhin und erzähl diesen Mumpitz nochmal, Die englische Monarchie und insbesondere das britische Königshaus haben innenpolitisch immer noch ein starkes Gewicht und, insbesondere, ideel immense Bedeutung. Charles ist immerhin der Kronprinz.
Der Tenno, als ältestes Monarchengeschlecht der Welt, lebt in eine derart formulierten und regulierten Welt, das er selbst in Japan kaum noch auffällt. ich habe drei Jahre dort gelebt und kann dir glaubhaft versichern, das er als Institution sehr wichtig ist, als Person jedoch kaum wahrgenommen wird. Zumal es sich um einen sehr schwachen Herrscher des Chrysantementhrons handelt. Seine Gattin ist keinesfalls unumstritten und seine Brautwahl hat zu einer ernsten Krise der Monarchie geführt.
Immer noch besser als die Rittmeisterbesteigerin aus England, die Dame funktioniert wenigstens.

Was das nun aber alles mit aufgetragener Kleidung des britischen Thronfolgers zu tun hat, erschließt sich mir nicht.
 
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