Ich denke, dass das Maßnahmenpaket genau das richtige Zeichen setzt. Unser Problem ist nämlich, dass wir schon so weit die Kontrolle über das Infektionsgeschehen verloren haben, dass wir Verhältnismäßigkeit gar nicht mehr beurteilen können. Wir schwadronieren zwar immer über konkrete Infektionsquellen wie private Feiern oder junge Feierbiester, verschweigen dabei aber, dass wir mittlerweile überhaupt nur noch in 1/4 der Infektionen die Infektionsquelle kennen. Statistisch ist das also an den Haaren herbeigezogen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die wirklichen Quellen mehrheitlich ganz woanders liegen, u.U. auch in Bereichen, an denen wir politisch ungern rühren wollen, wie Kitas/Kindergärten/Schulen, Arbeitsplatz und ÖPNV.
Wenn wir in einer solchen Situation sind, hilft nur noch die undifferenzierte grobe Kelle. Und dafür sind die Maßnahmen (auch im Vergleich zu unseren Nachbarn) noch sehr zurückhaltend, vielleicht sogar zu zahm. Nicht vergessen: Wir haben im Moment eine Verdopplung der Fälle alle 8-10 Tage, da braucht man nicht viel Phantasie, wie das ungebremst Ende November aussehen würde. Schwere Fälle nehmen dazu im Verlauf der Welle überproportional zu, weil sie Zeit brauchen, um schwer zu werden und dann eine längere Behandlungszeit brauchen.
Anekdotisch: In meiner Heimatstadt haben wir aktuell 2 1/2 Mal so viele Infizierte wie in der Spitze im Frühjahr, 90% davon aus den letzten sieben Tagen. Und es beginnt schon in die Altenheime einzusickern.