Der Artikel Sammelthread

Es gibt immer weniger der klassisch Wohlsituierten von früher. Auch in den Luxuslimousinen sieht man eher "Basecap verkehrt herum" als Doppelreiher.
Ich glaube, das ist die Folge von zwei verschiedenen Trends.
  1. Die Welt hat insgesamt mehr Wohlstand und mehr Aufsteiger. Deswegen gibt es in der öffentlichen Wahrnehmung im Verhältnis weniger klassisch Wohlsituierte, weil die sich sowieso der Öffentlichkeit nicht aufdrängen.
  2. Luxus ist nicht mehr ein Privileg der Gutsituierten, sondern eine Marketingstrategie für jedermann. Es gibt heute Luxus für die Unterschicht und für die Mittelschicht (von dem jeweils die Käufer glauben, dass sie sich damit ein Stück "Reichtum" einer imaginierten Oberschicht kaufen). Und dann gibt es darüber noch den normalen Lifestyle der Oberschicht, den kaum jemand sonst je zu Gesicht bekommt.
 
Und der der klassische Anzug wurde schon so oft zum Auslaufmodell erklärt; auch die 68er Generation hatte mit vorherrschenden Konventionen wenig am Hut. Die Kleidung des "Establishments" hat trotzdem überlebt.

Was mich etwas skeptisch macht ist die Tatsache, dass gerade das sich-nicht-an-Konventionen-halten zum Symbol einer Oberschicht geworden ist. Wenn man sich die ganze Startup Welt ansieht, sehe ich die Ablehnung von klassischer Herrenmode nicht als bewusste anti-Haltung von oder gegen eine gesellschaftliche Schicht. Sondern als völlige Auflösung der Trennung zwischen Berufs und Freizeit Bekleidung und damit die klassische Herrenmoden als unnatürliche Verkleidung wahrgenommen wird.
 
Was mich etwas skeptisch macht ist die Tatsache, dass gerade das sich-nicht-an-Konventionen-halten zum Symbol einer Oberschicht geworden ist.
Wir alle hier kennen gar keine Oberschicht und haben keine Ahnung, wie diese Leute aufwuchsen und wie sie leben. Die Oberschicht hat sich - beginnend mit 1945 - in allen westlichen Nationen komplett vom Rest der Gesellschaft abgekoppelt ohne jeden direkten Kontakt zu Menschen wie uns. Was wir davon sehen, sind nur die paar Aufsteiger, die die Lebensgewohnheiten der Gesellschaftsschicht, in der sie aufgewachsen sind, mitgenommen haben und nicht größer denken können. Das sollten wir nicht überinterpretieren.

Viel wichtiger ist, dass es auch völlig egal ist, was irgendwer trägt, der reich ist oder reich wurde oder bei Goldman Sachs arbeitet. :) Alles, was zählt, ist, was wir selber wollen, die wir hier erkannt haben, dass sartoriale Kleidung unser Leben bereichert und Spaß macht. Es ist egal, wen wir damit beeindrucken können.
 
Wenn man sich die ganze Startup Welt ansieht, sehe ich die Ablehnung von klassischer Herrenmode nicht als bewusste anti-Haltung von oder gegen eine gesellschaftliche Schicht. Sondern als völlige Auflösung der Trennung zwischen Berufs und Freizeit Bekleidung und damit die klassische Herrenmoden als unnatürliche Verkleidung wahrgenommen wird.
Das würde ich so nicht unterstreichen. Es ist doch eher immer mehr so, dass man sich im Job nur noch auf den Job konzentriert. Ich kenne viele junge Unternehmer die zwar beruflich Jeans/Hemd Chino/Pullover etc. tragen, sich dann Abends fürs schicke Essen oder Veranstaltungen den hochwertigen auf sich geschneiderten Anzug oder Kombination anziehen.

Was ganz sicher in den nächsten wegfällt, sind Herren die wieder ihrer Natur in Anzüge gezwungen werden. Was bleibt ist aber ein gepflegter Stil und ganz sicher werden es in den kommenden Jahren immrr mehr Männer geben die sich Anzüge, Sakkos, Hosen, Mäntel, Hemden und Chinos auf den Leib schneidern lassen. In Summe werden wir natürlich weniger Anzüge auf der Straße sehen. Aber Qualitativ wird es bergauf gehen in den kommenden Jahren :)
Was dann in 20Jahren kommt weiß kein Mensch, dass wird nur noch unsere Kinder und Enkel etwas angehen. Wir sind dann alte Böcke und meckern nur noch dass früher alles besser war :)
 
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