Calzoleria De Fumo - Erfahrungen

50 € bis 100 € unterhalb von 400 €, je nach Leder bei von Hand rahmengenähten Schuhen.
Besonders spannend finde ich die Umsetzung der rigiden Qualitätskontrolle in einem 2-Mann-Betrieb
bestehend aus Vater und Sohn.
 
Nun ist es so, wenn ich einen sehr günstigen Preis sehe, frage ich mich schon einmal, wie dieser zustande kommen kann - gerade dann, wenn in einem Produkt sehr viel händische zeitaufwendige Arbeitsleistung inkludiert ist. Kumuliere ich nun grob überschlägig alle Kostenfaktoren, lege gleichzeitig einen hohen Qualitätsmaßstab an, stellen sich mir durchaus Fragen.

Beispielsweise diese, nach den verwendeten Lederqualitäten und weiter, welche Teile der Haut finden sich letztlich im Produkt wieder. So ist es möglich aus einer Haut einer durchschnittlichen Größe von 16 sf 2 ½ Paar Schuhe herzustellen oder auch nur eins, indem ich nur die besten Teile davon verwende.

Da der Mensch selbst bei aller Sorgfalt nicht frei von Fehlern ist, sollte durchaus das eine oder andere Mangelexemplar anfallen. Und nun ist es eben auch relevant für den monetären Aufwand, welches Mangelmaß ich für akzeptabel erachte, um ein Produkt noch an den Erwerber zu übergeben.

Wie dem hier auch sei. Ich möchte gar nicht bezweifeln, dass dem Käufer von de Fumo ein Produkt in einer Qualität übergeben wird, die deutlich über der liegt, die er für den hier aufgerufenen Preis hierzulande erwerben kann. Davon gehe ich sogar aus. Unbedingt.
 
Ohne das ich hiermit die Pferde kopfscheu machen will unterscheiden sich die Schuhmacher in Montegranaro
in der jeweiligen Meinung was man nicht so alles unter "lavorazione artigianale" verstehen kann;
da habe ich wirklich schon Dinger in der Hand gehabt.. und war anschließend heilfroh die Türen hinter mir zumachen zu können.
Solche würde ich mich jetzt nicht getrauen hier vorzustellen - obwohl - wenn ich so an die Unikate denke :cool:
Nein - De Fumo liefert schon eine sehr gute Qualität ab bei diesem Sonderangebot,
das preislich einfach nur viel zu niedrig liegt, im Eifer des Gefechts hat Luca halt eben Pi X Daumen ...

Ansonsten fallen all die üblichen Kostentreiber weg, die andere halt eben einpreisen müssen.
Das trifft so ja nicht nur für De Fumo zu sondern auch für Fausto & Andrea Ripani und andere,
wo ja doch schon mehrere Männer bei Andrea Schuhe machen ließen.
Wer bei Andrea ein sehr gutes Kalbsleder will, der zahlt halt 30 € Aufpreis;
der Kunde kann es sich ja vor Ort aussuchen.

Wenn jetzt jemand so bekloppt ist und meint, es müsste jetzt für unter 200 € für ein Paar handgedoppelte,
rahmengenähte Schuhe auch noch das absolute Spitzenleder von Perlinger bekommen,
dem gebe ich es dann auch sehr gerne schriftlich.

Wenn jemand aber ein ganz klein wenig nachdenkt was hier an Preisen für geklebt genähte Goodyear-Schuhe,
was ja wirklich keine rahmengenähten Schuhe sind, die man mit den Goodyear Fatto a Mano
aus den Marken eigentlich gar vergleichen kann - zugegeben: die Bezeichnung ist etwas unglücklich gewählt -
oder für Schuhe aus der Schuhfabrik von angelernten Kräften - von wegen Manufaktur und Schuhmachermeister -
selbst als Seconds an Preisen aufgerufen wird und wie mangelhaft diese Schuhe schon in der Serie fabriziert sind,
wenn man genau hinschaut und Keilabsätze, durchdrückende (Vorder-) Kappen und dergleichen mehr
sehen möchte,
dem müsste einfach klar sein, dass es sich hier um ein Angebot ohne jedweden Aufschlag und per se
unter den eigentlichen Gestehungskosten handelt, was nur möglich ist, weil Vater und Sohn zusammen arbeiten
als Niedriglöhner bzw. der Lohn vom Vater gar nicht gerechnet wurde.
Anders geht es nun einmal nicht.
Das hat auch nichts mit irgendwelchen Kalkulationen zu tun - das sind Schuhmacher, die rechnen einfacher.

Wenn sie dann bekannter und etabliert sind, dann rechnen sie halt eben anders - ihre Schuhe werden teurer.
Guiseppe S. hat eine solche Karriere schon hingelegt. Brunello C. bei Cashmere.

Nun ja - und schon sind wir wieder bei dem kleinen Unterschied zwischen Brandbabbling und Ortskenntnis.
 
Ich hab' auch ein paar Italiener. Da wären z.B. A.Testoni, Silvano Sassetti, Franceschetti, Fratelli Rossetti, Stefano Branchini und Italigente.
Die Sassettis sind mehrheitlich für die Freizeit und Jeans und alle bestehen aus Pferdeleder. Und alle Schuhe außer das Paar Italigente, ein Paar Rossetti und das Paar Franceschetti sind rahmengenäht.
 
Mein ältestes Paar habe ich glatt vergessen. Es handelt sich dabei um ein Paar von dem Schuhlabel Green George. Dies nutze ich für die Tage, an denen ich eine nicht-hydrophile Sohle benötige. Das Oberleder ist ganz eigenartig, da es nur ganz wenig Falten bildet. Eine zeitlang habe ich sogar geglaubt, dass es ich um Kunststoff handelt. Die Sohkenkanten haben ein wenig über die Jahre gelitten - ansonsten ist der Schuh aber 1A.
 
Nun ist es so, wenn ich einen sehr günstigen Preis sehe, frage ich mich schon einmal, wie dieser zustande kommen kann - gerade dann, wenn in einem Produkt sehr viel händische zeitaufwendige Arbeitsleistung inkludiert ist. Kumuliere ich nun grob überschlägig alle Kostenfaktoren, lege gleichzeitig einen hohen Qualitätsmaßstab an, stellen sich mir durchaus Fragen.

Ohne mich groß in Kalkulationsberechnungen einschalten zu wollen, von denen ich keine Ahnung habe:
Ich selbst hab vor kurzem ja erlebt, wie sich die Eigenproduktion ohne Werbung preislich auswirken kann. Ich habe mir bei einem Schirmmacher in Essen einen klassischen Schirm aus einem Holzschaft gekauft, Habe den hier auch vorgestellt. Der Schirmmacher verkauft die Schirme selbst. Es gibt eine schlechte Homepage und keinen Onlineshop. Sonst keine Werbung. Die Stoffe und der Schaft sind von Maglia. Das Metallgestrebe, wenn ich mich recht erinnere, aus Solinger Stahl. Gibst auch aus Carbon. Garantie gilt, so lange es den Laden gibt.

Der Schirm kostet 198 Euro. Talarico und Co liegen bei 300 Euro. Ein Engländer liegt bei 350 Pfund mit dem Stoff.
Also es wirkt sich schon massiv aus.
 
Ohne mich groß in Kalkulationsberechnungen einschalten zu wollen, von denen ich keine Ahnung habe:
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Schön und gut. Die Beurteilung allerdings, ob bei einem wohlfeilen Preis ein vergleichsweise hoher Gegenwert im Einkaufsbeutel landet, erfordert allerdings unfangreiches Fachwissen. Und meistens lässt sich dann doch feststellen:
you get what you pay for. Ob hier nun die sprichwörtliche Ausnahme vorliegt, wir werden sehen.

Die Rendite des guten Schuhmachers dürfe hier allerdings gegen null tendieren. Und um das festzustellen, muss ich mir nur die Einkaufspreise des Materials anschauen. Von den 193,00 EUR - 25,00 EUR Versand - 100,00 EUR Material - X EUR sonstiger Produktionskosten bleibt gewiss nicht allzu viel übrig. Da fällt der Secondo piatto unter der Woche wohl aus. Vom Dolci gar nicht zu reden.
 
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