Hey, erstmal danke dafür, dass Du meine Posts sonst sehr schätzt, sprich das ein Mehrwert besteht.
Vielleicht hilft es wenig, wenn ich zu erklären versuche, was Gentleman für mich bedeutet bzw. was seine Bedeutung heute in meinen Augen ist.
Für mich heißt Gentleman erstmal (deutest Du ja schon bereits an), dass man aus einer Position der inneren Stärke zu agieren versucht und dabei durchaus Konventionen etc. schätzt, aber kein Fußabtreter ist. Diese Position der Stärke heißt aber auch, dass man so andere verstehen etc. kann, dass führt dann auch dazu, dass man anderen, wie ein Gentleman wirklich helfen kann..., ich kann nur helfen, wenn ich selbst genug bin!
Heute merke ich subjektiv aber immer mehr, dass man als Gentleman eher als Fußabtreter in einer Position der Schwäche handelt und dabei aber immer ein Gefühl der moralischen Überlegenheit mitschleift...
Für mich deuten diverse Vorgänge in (Netz)Kultur oder rein in der Interaktion unter Menschen darauf hin.
Das Jogginghosen Thema finde ich sehr interessant, da kommt für mich aber auch wieder Social-Fluency ins Spiel, die mir sagt, dass ich nicht mit Jogginghose in die Schule gehen sollte, weil das einfach nicht passt.
Ich fühle mich aber auch nicht davon angegriffen, wenn mir jemand mit Jogginghose entgegen tritt, aber es ist für mich ein Zeichen, dass es mit dem Respekt bei dieser Person nicht so weit her ist (kann heißen: ich weiß es nicht besser oder ignoriere es einfach). Ein kleiner Hinweis kann in diese Richtung aber nicht schaden und verstehen wird es das Gegenüber sicherlich auch, wenn man ihm mit Respekt gegenüber tritt.
Ich sehe das eigentlich genau anders herum. Wenn sich jemand durch die Kleidung eines anderes respeklos behandelt fühlt, sollte sich dieser mal Gedanken über seine Befindlichkeiten machen. Kleidung per se ist nicht respeklos.
Stimme ich zu, allerdings kommt meistens mit der Kleidung eine gewisse Verhaltensweise mit sich, die ich dann auch ablehne, ich stelle jetzt einfach mal die Vermutung auf, dass das etwas mit der sozialen Gruppe zutun hat, aus der man stammt.
Das ist in ca. 90% der Fälle tatsächlich nur ein Gefühl, weil es die meisten Leute, die da mit dir im Seminar-/Vorlesungsraum sitzen, schlicht kein bisschen interessiert, was du trägst. Das Schlimmste was dir passieren kann, ist gefragt zu werden, ob du in einer Verbindung bist. Normale Kombination geht in der Uni eigentlich immer klar (studiere selbst), und wenn du dann für mündliche Prüfungen oder größere Präsentationen mal heimlich ne Krawatte dazubindest oder auf Anzug umsteigst, merkt das auch keiner mehr.
5% finden das verdammt interessant, was Du treibst und fragen Dich dann danach, ein klarer Vorteil, wie ich finde.
Die anderen 5% verurteilen Dich für das, was Du tust, sei es alleine deswegen, dass Du das trägst, was Du trägst oder es in Sachen Passform nicht dem Slimfit-Wahn entspricht.
Wenn ich Vorträge halte oder sonst irgendwas wichtiges ansteht gehört die Krawatte für mich einfach dazu, dann weiß auch jeder, was los ist
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Solche "Kleidungstil-Extremformen" gibt es auch in die andere Richtung, daher einmal eine Geschichte aus meinem Leben (klingt schon wieder so, als würde ich Märchenonkel sein oder sonst was): Kumpel von mir, ein netter Mensch, schwarzer US-Amerikaner, lebt und kleidet sich nach dem klassischen Klischee des Hip-Hoppers der 90er, ich finde es genial, dass er das durchzieht (Er findet es auch sehr interessant, was ich so treibe). Hat auf die Umwelt doch ungefähr den Gleichen Einfluss, wie ein Anzug o.ä.
Es führt aber öfters zu verdammt lustigen Situationen, wenn man was zusammen macht...