Was trinke ich heute....

Heute zu Hühnercurry mit viel Garam Masala und etwas Chili Kloster Andechs Bergbock hell (6,9%, süffig, wenig Hopfen, honigartige Malznote, ein bisschen mit Corsendonk Agnus Dei vergleichbar, aber süßer im Antrunk) und Doppelbock dunkel (7,1%, einer der großen Bockbierklassiker, tief und körperreich, viele Röstaromen bis hin zu Kaffeelikör).

herrliche lautmalerei! hätte ovid nicht besser hingekriegt!
 
Ich wollte gerade nur mal eben einen unkomplizierten Weißwein aufmachen, der noch zum Probieren bei mir herum lag. Leider ist der alles andere als unkompliziert. ;) Ein mineralischer Brocken von Sauvignon Blanc, mit deutlichem Eichenholz, Nüsse vermischt mit Pfirsich und etwas Key Lime Pie, eine kräftige Rauchnote, da kommt eine Menge sehr unterschiedlicher Aromen gleichzeitig hoch. Geht eher in die Richtung kraftvoller steirischer Sauvignon Blanc (man denke an Tement) als in das exotische Multivitaminsaftfrucht-Klischee in Übersee.

Wir sind in Neuseeland, Südinsel, Marlborough, dem großen Sauvignon-Blanc-Kerngebiet. Gemacht hat ihn Kevin Judd, das Hirn hinter dem Erfolg von Cloudy Bay, heute für Greywacke tätig mit seinem Wild Sauvignon 2016. Wild bedeutet hier spontanvergoren mit der weinbergeigenen natürlichen Hefe auf den Trauben ohne kontrollierte Zugabe von Zuchthefen mit spezifischen gewünschten Aromaprofilen. Ich hatte den normalen Sauvignon Blanc von Greywacke schon mal auf einem Flug getrunken, aber das hier ist ein anderes Kaliber. Ein Terroirwein im Wortsinne und was für einer. Da muss ich jetzt durch. ;)

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Heute mal ein Hauch von Low Carb mit verschiedenen Bohnensorten, Kichererbsen, viele frische Kräuter, den Saft einer riesigen Amalfi-Zitrone, zwei Jalapenos und zwei Zwiebeln. Und von der Grillpfanne geküsste Thunfischsteaks. :)

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Dazu eine Weißburgunderselektionsgranate vom Nahe-Altmeistergut Dönnhoff, die im neuen 1000-l-Eichenfass vergoren und neun Monate auf der Hefe gereift wurde. Pfirsich mit Marzipantouch, kräftige pikante mineralische Würze, die dann in einen massiv birnigen Abgang überleitet, supercremig mit animierender, aber nie aggressiver Säure auf der ganzen Reise. Gutes Wetter steht deutschen Weinen ziemlich gut.

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Gestern und heute ein rotes Mittelgewicht aus der Toskana, zwischen Leonardos Dörfchen Vinci und der westlichen Stadtgrenze von Florenz, ein Carmignano. Capezzana macht diesen Wein seit 1925.

Carmignano hatte vor der Einführung der sog. Supertuscans und der Aufweichung des Chianti-Regulariums zur Nutzung nicht-autochthoner Rebsorten aus dem Bordelais (Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc) ein Alleinstellungsmerkmal: Cabernet Franc und sein Sohn Cabernet Sauvignon sind seit den Zeiten von Florenz' Tochter Caterina de' Medici, Königin von Frankreich und Cabernet-Liebhaberin, in Carmignano als Uva Francesca einheimische Rebsorten, die laut den Regeln dieser Unterregion verwendet werden müssen, bei diesem Beispiel 20% Cabernet Sauvignon.

Entsprechend fällt ein Carmignano wie dieser deutlich kräftiger aus als ein Chianti Classico und zu den üblichen Sauerkirsch-, Tabak- und nassen Unterholznoten der toskanischen Sangiovese gesellen sich auf charmante Weise Pflaume und schwarze Johannisbeere. Eine köstliche, tiefgründige Variation des Pizza- und Pastaweins, die heutzutage etwas in Vergessenheit geraten ist.

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Heute zur Feier der siebten deutschen Meisterschaft in Folge durch den FC Bayern München einen besonderen exotischen Tropfen. Die Nachfahren französischer Kreuzfahrer aus dem 13. Jahrhundert keltern im Bekaa-Tal den international bekanntesten Rotwein des Libanon :), den Chateau Musar aus Cabernet Sauvignon, Cinsaut und Carignan, komplett bio-erzeugt, vegan geschönt und spontan vergoren mit der weinbergeigenen Hefe, ein Jahr in Nevers-Eiche gereift.

Ziegelrot in der Farbe, nicht allzu dunkel. Großartiges würziges Bouquet mit dunklen Früchten, Leder und einer Gewürzwolke. Butterweiches Tannin, wunderbare stützende Säure, Pflaume, Feigen, eingekochte Sauerkirschen, Kardamom, Zimt, elegant und lang.

Musar variiert stark mit Jahrgang und Flaschenlagerung (mein letzter verkosteter Jahrgang war 1988, der kam an den hier nicht heran), aber in diesem konkreten Beispiel wären einige der besten Güter des Médoc stolz gewesen, einen solchen Wein in die Flasche zu bekommen. Nicht ganz schlecht also. ;)

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Heute zur toskanischen Fenchelsalami einer der balanciertesten Rotweinschlucke, den die Toskana bieten kann:
Fattoria di Felsina Chianti Classico Riserva aus der 6 ha großen Einzellage Rancia, reinsortig aus Sangiovese. Der 2015er Jahrgang gilt als einer der besten je erzeugten Rancias, aber er ist natürlich noch ein wenig jung. Kirsche, Himbeere, feine Säure, mineralische Würze, alles präzise aufeinander abgestimmt, überhaupt nicht laut, aber nachhaltig am Gaumen und sehr lang.

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Zum europäischen Tag ein wenig Weinglobalisierung: d'Arenbergs Flaggschiff-Shiraz The Dead Arm aus dem australischen McLaren Vale von alten Reben mit einem Pilzbefall der Reben mit Eutypa Lata, was zu einem Absterben von Rebstockteilen zur Folge hat, das dann den verbliebenen gesunden Teil bei sehr geringem Ertrag hohe Aromenkonzentration verleiht. Üblicherweise werden Reben mit diesem Befall sofort ausgerissen und ersetzt, weil es unwirtschaftlich ist, damit fortzufahren. d'Arenberg hat das zu einem Markenzeichen gemacht.

Natürlich noch viel zu jung, aber sein großes Potenzial zeigend: Opaques Violettrot, tiefe dunkle Frucht, Brombeere, Holunderbeere, Piment, etwas Vanille, massives Tannin, bei dem hohen Extrakt kaum spürbare 14,5% Alkohol. Sehr schön zum heutigen kurzgebratenem marinierten Lamm mit Oliven.

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Viel Mineralität bei diesem Weissburgunder (Baden/Kaiserstuhl), die Dame vom Fach hatte noch das Stichwort 'Kaffee' genannt und Röstaromen (vielleicht auch in Richtung Vanille/Tonka-Holzgeschmack) waren zu schmecken, dazu Kalbskotelett und Kräuterseitlinge. :)

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Heute vor dem geistigen Auge zurück in der Toskana in die südöstlich vom Chianti-Kernland liegende Stadt Montepulciano. Der dort aus dem heimischen Klon Prugnolo Gentile gekelterte Sangiovese-Wein ist eher etwas strenger als seine Vettern aus dem Chianti und aus Montalcino. Avignonesi ist aus meiner Sicht einer der beiden Top-Erzeuger (der andere ist Poliziano, den ich auch gerne trinke). Vino Nobile di Montepulciano, mehr regionaler Pathos passt nicht auf ein Weinetikett. :)

Helles Rubinziegelrot im alten Stil (und damit jene internationale Überextraktion vermeidend, die den klassischen Charme von Sangiovese-Weinen auch gerne mal zuverlässig vernichtet ;)), moderate Säure, Kirsche, Waldbeerenmix, Vanille (1 Jahr Barriquereife), ein wenig würziges Baumharz, Ausklang auf einem Hauch Clementine. Voll trinkreifes Mittelgewicht, klasse als meditativer Nachmittagsterrassenwein zur ESt-Erklärung (heute selbst ausprobiert, leider nicht als Hilfsmittel absetzbar ;)).

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