Dolzer unter "Schutzschirm"

Mich würde auch das Ergebnis bereinigt für Maßbekleidung interessieren.

Ganz klar: diese Statistik gibt den gesamten Markt aller Anzüge wieder. In der Praxis ergibt sich in der Frankfurter Innenstadt ein anderes Bild als in ländlichen Regionen oder kleineren Städten.
Der Trend ist jedoch klar. Die Krawatte scheint tatsächlich relativ tot zu sein.
Der Anzug lebt noch, ob er das in 20 Jahren noch ebenso munter machen wird ist unklar.

Statista hat auch keinen Grund, solche Erhebungen zu fälschen oder falsch zu interpretieren.
Warum auch...... da würde ich fast ketzerisch sagen: wen interessiert das überhaupt.
Modefans wie uns sicher....den Rest der 80 Millionen Deutschen sicher weniger......
 
Der Trend ist jedoch klar. Die Krawatte scheint tatsächlich relativ tot zu sein.
Weltweit keineswegs, jedenfalls ist sie nicht töter als vor 10 Jahren :), sondern sogar leicht steigend mit dem Konsumwachstum der aufstrebenden Länder in Asien: https://de.statista.com/outlook/90060400/100/krawatten-fliegen/weltweit

In Deutschland (https://de.statista.com/outlook/90060400/137/krawatten-fliegen/deutschland) ist eh' alles auf dem absteigenden Ast, was irgendwie traditionelles kulturelles Niveau hat, das man nicht in eigener Sache direkt oder indirekt monetarisieren oder in die persönliche Statuswahrnehmung investieren kann. Das ist von Kleidung ganz unabhängig und strahlt auch in den Bildungsbereich aus.

Andererseits darf man das ohnehin nicht mit unseren Hobbyisten-Maßstäben messen. Wenn jeder fünfte Bundesbürger pro Jahr eine Krawatte mit dem durchschnittlichen Gegenwert von 6€ kauft, wird das hier im WTIH-Thread vermutlich keine große Wertschätzung finden. ;) Und wie oft dieser fünfte Bundesbürger das dann tatsächlich trägt, ist ja noch mal ein anderes Thema. Die wichtige Botschaft für uns dabei ist, dass das für uns kein Grund ist, keine Krawatte zu tragen, wenn wir eine tragen wollen, weil wir das schön finden. Keine Statistik der Welt hat darauf irgendeinen Einfluss.

Statista hat auch keinen Grund, solche Erhebungen zu fälschen oder falsch zu interpretieren.
Sie hätten vor allem nicht lange zahlende Kunden, wenn ihre präsentierten Statistiken keine valide Basis hätten.
 
Erfahrungsgemäß ist diese Aussage leichter getätigt als die implizierte Handlung, wie ich behaupten würde.
Naja, man braucht schon etwas Geld und ein gewisses kombinatorisches Verständnis in Verbindung mit der eigenen Garderobe, aber dann ist man mit ein paar Mausklicks in ein paar ausländischen Onlineshops sicher am Ziel. Schwierig bis unmöglich wird es vor Ort in einer beliebigen deutschen Innenstadt, das will ich zugestehen.
 
In Deutschland (https://de.statista.com/outlook/90060400/137/krawatten-fliegen/deutschland) ist eh' alles auf dem absteigenden Ast, was irgendwie traditionelles kulturelles Niveau hat, das man nicht in eigener Sache direkt oder indirekt monetarisieren oder in die persönliche Statuswahrnehmung investieren kann. Das ist von Kleidung ganz unabhängig und strahlt auch in den Bildungsbereich aus.

Es ist die Frage, ob "alles" auf dem absteigenden Ast ist. Gesellschaft wandelt sich und es gibt kaum ein Kleidungsstück, dass die letzten 500 Jahre überlebt hat. Und sind es eben die Statussymbole und Kleidungsstücke des 20. Jahrhunderts, die langsam über Bord geworfen werden. Das ist für Leute wie uns schade, aber normal und leider nicht zu ändern.
 
Veränderungen sind normal. Das gilt natürlich auch für Bekleidung. Doch diese Veränderungen sind nicht so radikal, dass von heute auf morgen bisherige Standards verschwinden. Sie werden stattdessen modifiziert, durchaus auch weiterentwickelt.

Was wir aktuell erleben ist vor allem eine Veränderung der Normen in der Berufskleidung, die auch in den Freizeitbereich ausstrahlt. Menschen, die bisher verpflichtet waren Anzug, Krawatte und Businessschuhe zu tragen, dies aber nicht aus Überzeugung taten, fühlen sich von einem Zwang befreit. Darum ist es in den meisten Fällen nicht schade, denn das was meist zu sehen war, war wahrlich selten eine Augenweide.

Die alte ungeliebte Uniform wurde somit bereitwillig abgelegt. Doch die vermeintliche Freiheit mündet schnell in einer neuen Uniformierung. Etwas Bunter und nun eben bestehend aus entweder Polo Shirt, Jeans und Sneaker oder Hemd, Pullover, Chino und Sneaker. Die Mutigen tragen dazu dann noch ihre Business Sakkos auf

Allerdings nehme ich aktuell bereits einen Gegentrend wahr:

Wenn Differenzierung nicht mehr über Polo Shirt, Jeans und Sneaker funktioniert, dann eben gerade jetzt wieder Anzug, Hemd und hochwertige Schuhe.

Einzig die Krawatte fristet weiterhin ein Schattendasein.
 
Ich wollte den vorherigen Beitrag nicht noch länger machen, daher die zweite Anmerkung gesondert.

Auch in Zeiten, in denen die Masse keine Anzüge mehr kauft, kann sich das Geschäft lohnen. Suitsupply ist das beste Beispiel dafür.

Bei Dolzer habe ich das letzte Mal vor 12 Jahren gekauft. Seither hat sich nicht wirklich viel geändert. Die Bestrebungen online zu gehen waren halbherzig. Stattdessen hat man versucht Kunden mit immer grösseren Rabatten zu ködern.

Dolzer ist eine der Firmen, die in der Mitte aufgerieben wurde. MTM ja, aber qualitativ am unteren Rand angesiedelt. Wer es sich leisten konnte, ging woanders hin. Im Süden beispielsweise zu Kuhn, zu Cove oder eben zum Breuninger oder zu Engelhorn wenn es auch RTW tat. Oder zu billigen Online Maßschneidern.

Dolzer hat es, wie auch Regent im oberen Segment, nicht geschafft, attraktiv für die kaufkräftigen jungen Kunden zu werden, weil sie nicht verstanden haben, was diese Kundengruppe überwiegend will - ansprechende Designs und Schnitte, body fit, hochwertige Stoffe in Asien billig geschneidert zu attraktiven Preisen. Dazu moderne Kollektionen, die auf der Höhe der Zeit sind, vor allem auch was deren Präsentation betrifft, so dass konstant neues Kaufbegehren geschürt wird.
 
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