Hermès Krawatten / top oder flop?

Beethoven, Bertone: Yepp.

Man sieht mich ebenso in günstiger Lederjacke oder *schreck* Funktionsjacke wie Barbour oder Loro Piana Anzug. Mit und ohne Kulturstrick. Auch mal ganz bequem in Pullover und Cord. Und Dank mangelnder Bügellust sogar bügelefreier Mittelklasse. Lust- und Launesache. Anlassgeschichte.

Ja, Hermes hat auch dezente Dinger und die passen zu vielen Leuten. Sie haben aber auch diese "hallo hier" Stricke für das typische Klientel.

Ich schilderte lediglich die persönlichen Eindrücke für meine Wahl. Das sollte kein Angriff auf Hermes oder Hermes-Träger mit einem Profil wie hier im Stilmagazin sein. Sorry, falls das falsch rübergekommen ist.
 
Weil wieder einmal die Aspekte des Berufsumfeldes eine Rolle spielen, dessen Bedeutung (und jeweilige Regelhaftigkeit o.ä.) hier im Forum auch überdurchschnittlich repräsentiert ist
Die "Regelhaftigkeit" im Sinne von "You have to earn it" ist in diesem speziellen Fall aber nur dem Statuskomplex älterer Hasen geschuldet, die offenbar glauben, ihre Daseinsberechtigung in Abgrenzung zu den jüngeren Hasen wäre nicht so offensichtlich an ihrem Wertschöpfungsbeitrag, sondern vor allem an ihrem Krawattenhersteller, ihrer silbernen Gürtelschnalle oder ihrem Schreibgerät abzulesen. Dass man dann auf die diesbezügliche Exklusivität besteht, um auch auf den ersten Blick als wichtig wahrgenommen zu werden, verstehe ich. Irgendwie. ;)
 
Ich denke man muss hier zwei Ebenen auseinanderhalten, einmal die Frage, ob Hermès-Krawatten "peinliche Markenangeberei" sind und zum anderen die Frage, ob man mit ihnen eine Aussage macht, die unter bestimmten Umständen mit Vorsicht zu genießen ist.

Zur ersten Frage hat Beethoven alles gesagt, ich denke Hermès-Krawatten sind - selbst mit H-Mustern - in aller Regel so dezent, dass man sie keinesfalls als Logopräsentationsfläche sehen kann.

Davon unabhängig ist die zweite Frage: Ich habe doch schon einige Jahre in Bankfluren und Handelsräumen verbracht und in den entsprechenden Instituten gibt es an den entsprechenden Stellen eine Menge Leute, die die dezenteste Hermès-Krawatte 100m gegen den Wind als solche identifizieren können. Daneben sind Hermès-Krawatte an diesen Stellen die Lieblingskrawatten von Senior Investment-Bankern. Wenn man sich französische Topmanager ansieht, findet man kaum welche, die keine Hermès-Krawatten tragen und auch anderswo sind Hermès-Krawatten "staples" des oberen Management. Ich weiß nicht, ob die sich beim Kunden damit anbiedern wollen, aber Hermès-Krawatten haben in diesen Kreisen ein bisschen was von "Ich kann bei den ganz großen Jungs mitspielen", deswegen ein echtes Statement Piece. Deswegen spielen die auch so eine große Rolle bei GS Elevator & Co. Bluesman hat mit seinem zwischenzeitlichen Posting sicher recht, aber ein Junior will in der Regel ja nicht schwachsinniges Statusdenken angreifen.

Ich würde als Praktikant/Berufsanfänger in einer Bank jedenfalls die Finger davon lassen, bevor ist nicht weiß, wer da wie gerne solche Krawatten trägt. Andernfalls könnte es leicht als anbiedernd oder großkotzig betrachtet werden.

Desungeachtet finde ich Hermès-Krawatten aus bedruckter Seide zwar einen Tick zu weich und bei den derzeit angebotenen Breiten einen Tick zu schmal, finde es aber eine unglaubliche Leistung, wie dezent, farbenfroh und gleichzeitig interessant die Dessins sind. Ich finde die Krawatten wirklich toll, aber die können ja nichts dafür, welchen Status sie im Finanzwesen haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke man muss hier zwei Ebenen auseinanderhalten, einmal die Frage, ob Hermès-Krawatten "peinliche Markenangeberei" sind und zum anderen die Frage, ob man mit ihnen eine Aussage macht, die unter bestimmten Umständen mit Vorsicht zu genießen ist.

Zur ersten Frage hat Beethoven alles gesagt, ich denke Hermès-Krawatten sind - selbst mit H-Mustern - in aller Regel so dezent, dass man sie keinesfalls als Logopräsentationsfläche sehen kann.

Davon unabhängig ist die zweite Frage: Ich habe doch schon einige Jahre in Bankfluren und Handelsräumen verbracht und in den entsprechenden Instituten gibt es an den entsprechenden Stellen eine Menge Leute, die die dezenteste Hermès-Krawatte 100m gegen den Wind als solche identifizieren können. Daneben sind Hermès-Krawatte an diesen Stellen die Lieblingskrawatten von Senior Investment-Bankern. Wenn man sich französische Topmanager ansieht, findet man kaum welche, die keine Hermès-Krawatten tragen und auch anderswo sind Hermès-Krawatten "staples" des oberen Management. Ich weiß nicht, ob die sich beim Kunden damit anbiedern wollen, aber Hermès-Krawatten haben in diesen Kreisen ein bisschen was von "Ich kann bei den ganz großen Jungs mitspielen", deswegen ein echtes Statement Piece. Deswegen spielen die auch so eine große Rolle bei GS Elevator & Co. Bluesman hat mit seinem zwischenzeitlichen Posting sicher recht, aber ein Junior will in der Regel ja nicht schwachsinniges Statusdenken angreifen.

Da ich in der gleichen Branche tätig bin, kann ich Lionel's Aussage genau so bestätigen. Ob Partner großer Kanzleien oder Senior Banker. Die meisten "riechen" eine Hermes-Krawatte 100m gegen den Wind. Ich persönlich bin ein großer Fan von Hermes und besonders ihrer Krawatten. Die Dessins sind stilvoll und die Qualität der Seide hervorragend. Die Krawattenknoten werden mit Hermes immer ein wenig eleganter und stilvoller. Natürlich gibt es auch sehr gute italienische Manufakturen, mit denen man ein ähnlich gutes Ergebnis erzielen kann - allerdings zu einem wesentlich höheren Preis.
 
Letzthin auf einer größeren Fete, viele Anzugträger. Die Räume waren großzügig geschnitten, auch der Garten war weitläufig. Bei den Gästen funkelte überwiegend Rosé-Sekt in den Gläsern. Und ja, ich erkannte von 100 m Entfernung bereits, wer von ihnen eine Hermes Krawatte trug. Und natürlich suchte ich das Gespräch zu denen, die anscheinend den gleichen Krawattenhersteller bevorzugen wie ich. Der eine war seit einem halben Jahr arbeitslos, der andere hatte gerade seine Kündigung bekommen. Den nächsten sprach ich schon gar nicht mehr an.

Schon komisch, wir leben inzwischen in einer Welt, in der Penner Anzüge tragen und erfolgreiche Unternehmer Vollbart und löchrige Jeans.

Ich mag sie aber trotzdem, meine Krawatten, auch wenn ich sie in letzter Zeit selten trage. Geschlossener Hemdkragen mit Krawatte ist irgendwie nicht mehr so richtig en vogue.
 

Anhänge

  • IMG_8123.jpg
    IMG_8123.jpg
    148,5 KB · Aufrufe: 256
… die Teile sind übrigens zwischen 40 Jahre bis knapp ein Jahr alt.

@ Beethoven: Was spricht gegen Arbeitslosigkeit?. Nichts natürlich. Was soll ich dazu sagen. Mir ging es eher darum, herauszuarbeiten, dass die Hermes Krawatte als Erkennungszeichen nichts mehr taugt, da der Senior Investmentbanker entweder schon arbeitslos ist oder gerade mit seiner Arbeitslosigkeit konfrontiert wird. Ich denke daher, dass heute die Hermes Krawatte als dezentes Symbol von Erfolg und Status ausgedient hat. Sprich, dass ist irgendwie Neunzigerjahre, aber nicht das beginnende 21. Jahrhundert. Was man meines Erachtens auch daran merkt, dass, wenn du in einen Hermes Laden gehst, die Krawatten Designs sich kaum verändert haben. Sie sehen aus wie damals in den achtziger und neunziger Jahren.
 
Zuletzt bearbeitet:
… die Teile sind übrigens zwischen 40 Jahre bis knapp ein Jahr alt.



@ Beethoven: Was spricht gegen Arbeitslosigkeit?. Nichts natürlich. Was soll ich dazu sagen. Mir ging es eher darum, herauszuarbeiten, dass die Hermes Krawatte als Erkennungszeichen nichts mehr taugt, da der Senior Investmentbanker entweder schon arbeitslos ist oder gerade mit seiner Arbeitslosigkeit konfrontiert wird. Ich denke daher, dass heute die Hermes Krawatte als dezentes Symbol von Erfolg und Status ausgedient hat. Sprich, dass ist irgendwie Neunzigerjahre, aber nicht das beginnende 21. Jahrhundert. Was man meines Erachtens auch daran merkt, dass, wenn du in einen Hermes Laden gehst, die Krawatten Designs sich kaum verändert haben. Sie sehen aus wie damals in den achtziger und neunziger Jahren.



Nicht ganz, Hermés ist inzwischen leider auch der Auffasung, dass mehr als 8cm Breite nicht sein müssen und es sogar Bedarf für schmälere Breiten gibt.
 
Oben