Der Hochzeitsanzug – Gastbeitrag von Benjamin Pfab

Benjamin Pfab ist Inhaber von XUITS, einem Geschäft für Maßkonfektion im Frankfurter Westend. Neben Anzügen und Hemden nach Ihren Maßen erhalten Sie bei Herrn Pfab auch Accessoires sowie Kleidung für Festtage und Hochzeiten. Zum Bereich Hochzeitskleidung hat Herr Pfab einen Gastartikel für das Stilmagazin verfasst.

Grundlagen

Je nachdem, wie elegant der Anlass ausgestaltet werden soll, reicht die Variation der Hochzeitskleidung des Mannes vom sportlichen weißen Leinenanzug bis zum eleganten Cut (am Tag) und Frack (abends). Zur standesamtlichen Trauung wird häufig ein dunkler Anzug getragen.

Bei der Auswahl sollten Sie die Umgebung, die Eleganz des Ereignisses und nicht zuletzt auch den „Wohlfühlfaktor“ im Auge behalten. So bietet sich z.B. für eine sommerliche Hochzeit auf einer Mittelmeerinsel eher ein sportiver heller Leinen- oder Baumwollanzug an, für die elegante Veranstaltung auf einem herrschaftlichen Schloss darf es hingegen schon der Cutaway sein. Wenn Sie sich sonst eher lässig-sportlich kleiden, werden Ihre Gäste einen besonders extravaganten Anzug leicht als Maskerade empfinden.

Der Anzug sollte einen deutlichen Kontrast zum Brautkleid aufweisen. Meist werden dunkle Farben gewählt, es sind aber durchaus auch helle Töne korrekt. Ein schwarzer Anzug wirkt am Tageslicht besonders in Verbindung mit Cremetönen oft blass und farblos, Braun- oder Blautöne erscheinen klarer und freundlicher. Der Stoff darf gerne eine leichte Struktur oder dezente Nadelstreifen aufweisen, Karos und auffällige Kreidestreifen sind weniger vornehm. Dezente Glanzeffekte im Stoff (durch Beimischung von Seide) wirken festlich.

Damit der Anzug nicht zu eintönig oder gar langweilig wirkt, sollten Sie mit der Krawatte oder Weste einen Kontrast setzen. Sofern das Brautkleid einen Farbakzent hat, können Sie diesen aufgreifen. Ansonsten wirken Rot- oder Goldtöne edel, Rosa oder Grasgrün frisch und fröhlich. Die Krawatte darf am Hochzeitstag ruhig etwas farbiger sein als sonst, auf klassische Businessdesigns sollten Sie hingegen verzichten.

 

Die häufigsten Kleidungsstücke für den Bräutigam

Der Cutaway

Der Cutaway (oder einfach Cut) ist der klassischste und vornehmste Anzug für den Tag. Durch seine hervorragenden Proportionen steht er jedem Mann perfekt. Probieren Sie unbedingt einen Cut an, bevor Sie sich für ein anderes Kleidungsstück entscheiden!

Der Cutaway besteht aus einem dunkelgrauen Sakko mit knielangen Schößen, einer gestreiften „Stresemannhose“ und einer silbergrauen oder farbigen Weste. Als dezente Alternative können Sakko, Hose und Weste auch aus dem gleichen Stoff geschneidert sein. Sollten Sie einen Cut im Ausland benötigen, informieren Sie sich vorab über die korrekte Farbwahl. In Spanien z.B. ist der Cut immer schwarz, in Deutschland aber nur zu Beerdigungen.

Zum Cut werden ein meist weißes Hemd und eine silbergraue oder farbige Krawatte kombiniert. Als Bräutigam tragen Sie einen Blumenschmuck im Revers, als Gast ein weißes oder farbiges Einstecktuch. Die Schuhe zum Cut sind glatt und schwarz.

Der Cut wird ausschließlich tagsüber getragen und am Abend durch Smoking oder Frack ersetzt. Planen Sie also die zum Umziehen nötige Zeit und den entsprechenden Raum (auch für Ihre Gäste?) ein.

Einen Cut können Sie kaufen oder ausleihen. Da es nur noch sehr wenige Hersteller gibt, sind die meisten Cuts „von der Stange“ einander sehr ähnlich. Um nicht mit Ihrem Trauzeugen verwechselt zu werden, kann daher eine Anfertigung, bei der Sie aus verschiedenen Stoffen auswählen können, sinnvoll sein.

Der Kauf eines Cut kostet ab ca. 700 €, eine Maßanfertigung ab ca. 800 €. Das Ausleihen eines Cut kostet für ein Wochenende ca. 160 €.

Frack

Der Frack ist der vornehmste Abendanzug des Herrn, hat in Deutschland in den letzten Jahren aber an Bedeutung verloren. Häufig wird er noch auf hohen Adelsveranstaltungen getragen. In Österreich wird der Frack auf wichtigen Bällen wie dem Wiener Opernball oder dem Juristenball erwartet.

Der Frack wird nur abends getragen. Ausnahmen sind erlaubt, wenn die Veranstaltung nach 15 Uhr beginnt und keine Möglichkeit zum Umziehen besteht. Ansonsten tragen Sie für den „Tagteil“ einen Cutaway und wechseln später.

Der Frack besteht aus dem zweireihigen schwarzen Schoßjackett, das nicht schließbar ist, der Frackhose mit doppeltem Galon (zwei Streifen aus schwarzer Seide außen am Bein), der Frackweste aus weißem Waffelpiqué und dem Frackhemd. Das Frackhemd hat eine Front aus weißem Waffelpiqué, einen steifen Kläppchenkragen und eine Wiener Manschette (die nicht umgeschlagen, aber mit Manschettenknöpfen geschlossen wird), es wird mit Steckknöpfen geschlossen. Zum Frack wird eine weiße Fliege getragen.

Einen Frack können Sie anfertigen lassen, fertig kaufen oder auch ausleihen. Ein Frack kostet inklusive Zubehör ab ca. 900 €, das Ausleihen für ein Wochenende ca. 200 €.

Smoking

Der Smoking ist von allen offiziellen Gesellschaftsanzügen der am häufigsten getragene. Einen Smoking können Sie auf vielen Bällen, zu Opernpremieren oder auch als Gast auf einer Hochzeit (sofern der Bräutigam Frack oder Smoking trägt!) verwenden.

Der Smoking wird nur abends getragen (als Hochzeitsanzug sieht man ihn entgegen der klassischen Stilregeln recht häufig auch am Tage). Ausnahmen sind erlaubt, wenn die Veranstaltung nach 15 Uhr beginnt und keine Möglichkeit zum Umziehen besteht. Ansonsten tragen Sie für den „Tagteil“ einen Cutaway und wechseln später.

Der Smoking besteht aus dem schwarzen oder nachtblauen Sakko mit Revers und Knöpfen aus Seidensatin, der Smokinghose mit einfachem Galon (nur ein Seidenstreifen an der Hose im Gegensatz zu zweien am Frack), einem weißen Smokinghemd, Weste oder Kummerbund und einer schwarzen Fliege. Das Hemd hat eine glatte Front oder ein Plissee, der Kragen kann ein Kläppchenkragen („Vatermörder“) oder ein normaler Umlegekragen sein. Der Smoking wird besonders in Amerika stark variiert, in Deutschland sind modische Anpassungen (z.B. Krawatte statt Fliege) eher unüblich.

Ein Smoking kostet in guter Qualität inklusive Zubehör ab ca. 700 €, als Maßanfertigung ab 800 €, das Ausleihen ca. 150 €.

Longjacket oder Gehrock

Als Hochzeitsanzug verbreitet hat sich in den letzten Jahren das „Longjacket“, ein überlanges Sakko, das ähnlich wie ein Cut kombiniert werden kann, aber weniger Restriktionen unterliegt. Die Stoffauswahl reicht von glänzendem Silber und Gold bis zu Schwarz. Hose und gegebenenfalls Weste können kontrastieren oder aus dem gleichen Material gefertigt sein.

Diese Sakkos sind nur für hoch gewachsene Männer empfehlenswert, da sie die Beine kürzer erscheinen lassen. Glänzende Stoffe und intensive Farben lassen den Träger massiver und breiter wirken.

Ein hochgeschlossenes Sakko, Rüschenhemden oder ein Plastron statt der Krawatte verbreitern den Träger optisch noch weiter und wirken weniger dynamisch. Achten Sie bei diesen Kombinationen darauf, die Extravaganz nicht zu übertreiben!

Diese Anzüge werden häufig von Brautmodegeschäften angeboten, Qualitäten und Preise variieren (leider unabhängig voneinander) sehr stark.

Anzug

Der nach Ihren Wünschen geschneiderte Anzug ist die vielseitigste Bekleidungsmöglichkeit für die Hochzeit. Sie haben die Qual der Wahl: vom extravaganten Outfit aus Samt oder Seide über den später im Büro oder in der Oper tragbaren dunklen Anzug bis zum weißen Leinenanzug für die Strandparty ist alles möglich.

Die Anschaffung eines Anzuges, den Sie eventuell später weiterhin verwenden können, ist eine gute und dezente Alternative zu „Spezialkleidung“. Durch eine passende Weste, die entsprechende Krawatte und eine Blume im Revers wird ein schöner Anzug guter Qualität leicht zum eleganten Anzug für Ihre Hochzeit.

Falls Sie den Anzug nach der Hochzeit weiter verwenden wollen, überlegen Sie gegebenenfalls rechtzeitig, für welche Anlässe. Wenn Sie den Anzug im Büro tragen wollen, wird der Stoff weniger extravagant und elegant sein müssen als für einen Anzug, den Sie nur zu besonderen Anlässen tragen.

Einen Anzug in guter Qualität erhalten Sie ab ca. 500 €, als Maßanfertigung ab ca. 600 €.

Das Hemd

Das Hemd zum Hochzeitsanzug sollte immer hell sein. Weiß, Rosa oder Creme (passend zum Brautkleid) sind gute und frische Farben, Hellblau wird eher als „Bürofarbe“ wahrgenommen. Ein unauffälliges Muster ist möglich, auf kräftige Designs sollten Sie verzichten.

Zu Smoking, Cut und Frack wirkt ein weißes Hemd wegen des stärkeren Kontrasts eleganter als ein cremefarbenes. 

Krawatte oder Plastron

Plastrons sind breitere Krawatten, die ähnlich einem Schal gebunden werden. Weil ein Plastron recht kurz ist, erfordert er meist ein hoch schließendes Sakko oder eine Weste.

Der Plastron lässt das Gesamtbild eleganter erscheinen, die Krawatte wirkt dynamischer.

Mit Krawatte oder Plastron können Sie einen Farbakzent setzen. Denken Sie daran, dass die Hochzeit ein fröhliches, positives Ereignis ist! Frische, fröhliche und ruhig freche Farben wie rosa oder grasgrün wirken dynamisch und freundlich. Dunkelrot, gold oder braun wirken gesetzter, aber edel.

Auf typische „Businessdesigns“ oder „Jagdmuster“ wie Collegestreifen, Paisleys, Flugenten oder ähnliches sollten Sie an diesem Tag verzichten. Passender sind Unis, Strukturmuster oder auch Punkte.

 

von Benjamin Pfab, Xuits.com

Kategorie: Magazin

Andreas Gerads

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